UN-Generalsekretär Antonio Guterres teilte in der vergangenen Woche mit, dass weite Teile des afrikanischen Kontinents von der Plage eines Befalls durch sich massiv vermehrende Wüstenheuschrecken betroffen seien.

„Die UNO ruft aus diesem Grund in einem dringenden Notfall um die Unterstützung und die Hilfe des Rests der Welt. Ich ersuche die internationale Weltgemeinschaft darum, auf diese Herausforderung mit Tempo und Generösität zu reagieren, um mittels effizienten Maßnahmen zur Kontrolle dieses Befalls zu reagieren, solange wir hierzu noch Zeit haben.“

Antonio Guterres setzte diesen Hilferuf am Rande der 33. außerordentlichen Sitzung des Verwaltungsrats der Afrikanischen Union in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ab. Die Lebensmittel- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hatte kürzlich mitgeteilt, dass die Region am sogenannten Horn von Afrika zurzeit am schlimmsten durch die Ausbreitung der Wüstenheuschrecken betroffen sei.

Laut FAO haben sich die riesigen Schwärme an Wüstenheuschrecken inzwischen von Äthiopien und Somalia auch ins Innere von Kenia ausgebreitet. Kenia sieht sich in insgesamt 14 Bezirken im Norden, Zentrum und Südwesten des Landes von der Plage betroffen.

Laut der Warnung von Antonio Guterres erwiesen sich die Schwärme aus Sicht von vielen Teilen Afrikas nicht nur als eine immense Bedrohung, sondern seien auch in ihrer Anzahl und ihrem Ausmaß bislang ungesehen.

Laut Guterres spiele der Klimawandel und die damit einhergehenden Wetterveränderungen eine große Rolle in Bezug auf die Intensivierung dieser Heuschreckenplage. „Wir haben es mit Heuschreckenschwärmen zu tun, die so groß sind wie ganze Städte. Und die Situation verschlimmert sich mit jedem verstreichenden Tag“, so Guterres. „Eine stetige Erwärmung der Meere geht mit einer Zunahme von Zyklonen einher, wodurch sich den Heuschrecken hervorragende Brutbedingungen bieten.“

Allgemein wird die Heuschrecken-Spezies Schistocerca gregaria als gefährlichste ihrer Art unter den rund einem Dutzend Spezies bezeichnet. Die Lebensmittelversorgung befindet sich in weiten Teilen Afrikas und des Mittleren Ostens – in mittlerweile zwanzig Nationen – in hoher Gefahr.

Die Schwärme haben sich inzwischen über ein Gebiet von 16 Millionen Quadratkilometern ausgebreitet. Die UNO warnt, dass nun auch Indien befallen werden könnte. Der verzweifelte Kampf in Kenia war darauf ausgerichtet, die Ausbreitung der Schwärme in Richtung Westen – und somit nach Uganda und den Südsudan – zu verhindern.

Ganz offensichtlich ohne Erfolg. Denn in Uganda sind die gefräßigen Tiere inzwischen auch angekommen. Seitens der UNO wurde hierauf mit der Aussage reagiert, „dass sie sich einen weiteren großen Schock in einer ohnehin anfälligen Region nicht mehr leisten kann“. Und so kam es nur wenige Stunden nach dem ersten Erscheinen der Wüstenheuschrecken in Uganda zu einer Notzusammenkunft der ugandischen Regierung.

Im Zuge dieses Treffens wurde die Entscheidung getroffen, das ugandische Militär zum Einsatz zu bringen, um die Soldaten am Boden Pestizide versprühen zu lassen, während zwei speziell abgestellte Flugzeuge den Kampf gegen die Tiere aus der Luft aufnehmen sollen.

Unter Experten wird gewarnt, dass sich eine Versprühung von Pestiziden aus der Luft als einzig effiziente Maßnahme zur Kontrolle der Plage erweise. Wie kürzlich erst berichtet, wird die Gesamtanzahl der Tiere auf 360 Milliarden (!) Exemplare geschätzt. Die Heuschrecken vermehren sich allerdings rasant, nachdem ein großer Teil des Fruchtanbaus in Kenia durch die Tiere abgefressen und vernichtet worden sein soll.

Die momentan in weiten Teilen Ostafrikas vorherrschenden Wetterbedingungen (regnerisch und nass) böten den Insekten nach zuletzt für diese Jahreszeit ungewöhnlich starken Regenfällen exzellente Brutbedingungen. <link beitrag post eine-heuschreckenplage-von-biblischen-ausmassen>In unserem letzten Beitrag zu diesem Thema wurde ausgeführt, dass sich die 360 Milliarden Tiere bei anhaltend guten Bedingungen um den Faktor 500 vermehren könnten.

Welche Zahl kommt dabei raus? Können Sie das selbst einmal nachrechnen? Komme ich im schlimmsten Fall auf bis zu 1 Quatrillion Tiere? Was ist das für eine Zahl? Können Sie sich hierunter etwas vorstellen?

Lesen Sie unseren vorherigen Bericht zu diesem Thema (oben verlinkt) ruhig noch einmal, um sich gewiss zu werden, dass auch weite Teile des Mittleren Ostens durch die Plage betroffen sind. In Pakistan wurde zuletzt gar ein Nationaler Notstand ausgerufen.

Keith Cressman, der bei FAO zuständige Mitarbeiter für Heuschreckenprognosen, erklärt, dass in Kenia „Wellen um Wellen von Schwärmen“ seit Beginn dieses Jahres aus dem Horn von Afrika eingefallen seien.

Am letzten Wochenende sei eine Vielzahl der Tiere dann am Mount Kilimanjaro vorbei in das südlich von Kenia gelegene Tansania eingefallen. Andere Schwärme wanderten nach Westen hinein nach Uganda, wie Cressman im Rahmen einer Pressekonferenz am Hauptsitz der UNO in New York mitteilte.

Es werde nicht mehr lange dauern, so Cressman, bis die ersten Heuschrecken dann auch die Grenze zum Südsudan überqueren werden, wo bereits Millionen von Menschen unter Hunger litten, nachdem das Land nach einem Bürgerkrieg um Öl noch immer nicht politisch zur Ruhe kommen will.

Nur wärmeres Wetter könne die Tiere in ihrer Ausbreitung stoppen. „Es besteht das Risiko zum Ausbruch einer Katastrophe“, wie der Chef bei der UNO für Menschenrechte, Mark Lowcock, zuletzt in einer Mitteilung in New York erklärt hat. 13 Millionen Menschen in der Region seien momentan von einer ernsthaften Lebensmittel- und Versorgungskrise betroffen.

Die Region werde einen weiteren Schock nicht verkraften können. Dominique Burgeon, ebenfalls in einer hochrangigen Position bei FAO warnte davor, dass weitere 20 Millionen Menschen in der Region der Gefahr einer wachsenden Versorgungsunsicherheit ausgesetzt seien.

„Was heißt das konkret für mich?!“

Konkret heißt das für uns alle, einmal darüber nachzudenken, warum gerade und just vor dem Beginn des chinesischen Neujahrsfests, während dessen jährlich 400 Millionen Chinesen auf Reisen sind, die Ansteckungswelle mit dem Coronavirus begann. Aus Sicht von Kenia, wo bislang fünf Sprühflugzeuge gegen die Heuschrecken im Einsatz waren, bekommt die UNO anscheinend keine 75 Millionen USD zusammen, um der Regierung von Uhuru Kenyatte im Kampf gegen diese Krise beizustehen.

Der ein oder andere Leser unter ihnen wird sich gewiss sein, dass meine Wahlheimat Kenia ist. Hätte ich nicht zuletzt meinen Flug abgesagt, wäre ich jetzt dort vor Ort, doch ich kann mich auf ein recht großes Netzwerk an Bekannten und Freunden in diesem Land stützen, die mir allesamt gerade dasselbe am Telefon erzählen: „Wenn die Heuschrecken weg sind, kommt der Hunger.“

Ich werde Ihnen im Lauf der nächsten Woche einmal berichten, was sonst noch so in Sachen Viren und Erregern im Rest der Welt los ist. Und ich möchte hier abschließend die Frage an Sie richten, ob Sie glauben, dass dies alles reiner Zufall sein kann. Äußern Sie hierzu bitte Ihre Ansichten, werte Leser. Ich freue mich über Ihre rege Beteiligung!

Sehen Sie bitte selbst zu, dass Sie in diesen Zeiten der Unsicherheit über ausreichend Lebensmittel und Medikamente zu Hause verfügen, denn noch ist Zeit, um vorauszudenken!

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