Anders als im letzten Winter, der dem Süden der Vereinigten Staaten eine Rekordkälte bescherte in deren Zuge die lokalen Stromnetze samt Offshore-Windrädern teilweise eingefroren waren, sind es nun der bevorstehende Sommer und möglicherweise rekordhohe Hitzetemperaturen, die dem texanischen Stromnetz den Garaus bereiten könnten.

In der vergangenen Woche ließen sich erste Anzeichen für aufkommende Probleme und Schwierigkeiten beobachten, nachdem die lokalen Energie- und Strompreise abermals teils deutlich anzogen.

Die Netzbetreibergesellschaft ERCOT hatte daraufhin eine Erklärung veröffentlicht, in der die Einwohner und Einwohnerinnen des Bundesstaates darum ersucht wurden, ihren Energie- und Stromverbrauch bis einschließlich Freitag, den 18. Juni so weit wie möglich zu drosseln.

Des Weiteren hieß es in der Publikation, dass eine Kombination aus einer rekordhohen Energie- und Stromnachfrage unter den örtlichen Haushalten und Unternehmen sowie eine ernstzunehmende Anzahl von erzwungenen Stromerzeugungsunterbrechungen im Monat Juni zu einer extrem angespannten Lage in Bezug auf die Versorgungszuverlässigkeit der lokalen Stromnetze geführt hätten.

In etwa elftausend Megawatt an Stromleistung seien im Monat Juni tageweise aufgrund von nötigen Reparaturen, davon ungefähr achttausend Megawatt aus Wärmestromquellen und der Rest aus alternativen Energieerzeugungsquellen, ausgefallen.

Wer diese publizierten Zahlen mit vorherigen Vergleichsperioden oder anderen Statistiken abgleicht, erkennt, dass sich die Unterbrechungen in der örtlichen Stromerzeugung im laufenden Monat an manchen Tagen mehr als verdreifacht haben.

Für gewöhnlich ist es im Bundesstaat Texas im Laufe eines heißen Sommers im Durchschnitt zu täglichen Zwangsunterbrechungen in der Stromerzeugung – aus welchen Gründen auch immer – gekommen, die sich in ihrer Gesamtheit maximal auf bis zu 3.600 Megawatt pro Tag belaufen haben.

Anzumerken bleibt, dass der Sommer gerade erst offiziell begonnen hat, im Süden der USA – einschließlich des Bundesstaates Texas – jedoch schon im diesjährigen Frühjahr rekordhohe Hitzetemperaturen erreicht wurden. Laut der Publikation von ERCOT erweise sich die Erzeugung von einem Megawatt an Strom als ausreichend, um rund zweihundert texanische Haushalte mit Energie zu versorgen.

Ferner heißt es, dass ERCOT sich mit den lokalen Stromerzeugern in Verbindung gesetzt habe, um eingehend zu analysieren, weshalb es in diesem Jahr zu einem solch drastisch erhöhten und erzwungenen Ausfall an örtlicher Stromerzeugungsleistung kommt. Das Management von ERCOT selbst weist in der Publikation darauf hin, dass es sich um einen ungewöhnlichen Tatbestand aus Sicht der aktuellen Jahreszeit – und unter Berücksichtigung, dass der Sommer gerade erst beginnt – handele.

Die Hoffnungen sind vielerorts groß, dass sich die Anzahl der zwangsweisen Stromerzeugungsunterbrechungen in den nächsten Wochen beheben oder zumindest deutlich reduzieren lassen wird. In der vergangenen Woche lag die sich aus Windkraft ableitende Stromerzeugung in bestimmten Tageszeiträumen im Durchschnitt bei zwischen 3.500 und sechstausend Megawatt – und damit rund 1.500 Megawatt unterhalb des maximal Möglichen.

Die Belastungsspitze habe unter Bezugnahme auf ERCOT im laufenden Monat bei einem Hoch von etwas über 73.000 Megawatt gelegen. Zurückblickend bis in das Jahr 2018 sei die bisherige Stromrekordnachfrage im Bundesstaat Texas mit 69.123 Megawatt am 27. Juni dieses Jahres gemessen worden.

Da die örtliche Stromnachfrage momentan in dieselbe Richtung steuere, sehen sich die Einwohner und Einwohnerinnen im Bundesstaat Texas nun offiziell durch ERCOT dazu aufgerufen, alles Erdenkliche dafür zu tun, um den individuellen Stromverbrauch so weit wie möglich zu reduzieren.

Gegenüber privaten Haushalten wird die Empfehlung abgegeben, im häuslichen Einsatz befindliche Temperaturthermostate über einen längeren Zeitraum auf maximal festgesetzte Gradzahlen einzustellen, um Energie einzusparen. Insbesondere Klimaanlagen, die sich nicht selten als absolute „Stromfresser“ erweisen, sollten auf minimale Gradzahlen eingestellt oder periodisch überhaupt nicht genutzt werden.

Allein eine um ein Grad geminderte Temperatureinstellung leiste einen Beitrag dazu, um den individuellen Tagesstromverbrauch um sechs bis acht Prozent zu verringern. Des Weiteren sollten häusliche Beleuchtungen und Swimmingpool-Pumpen ausgeschaltet bleiben und nur dann genutzt werden, wenn deren Einsatz wirklich notwendig sei.

Auf eine Nutzung von Öfen zur Essenszubereitung, Waschmaschinen und Haartrockner sollte über den Verlauf der Sommermonate so weit wie möglich verzichtet werden. Geräte, die nicht im Einsatz seien oder momentan nicht benötigt würden, sollten grundsätzlich ausgeschaltet bleiben, wie ERCOT die Texaner und Texanerinnen anweist.

An den Energiemärkten ist die letztwöchige Publikation von ERCOT nicht spurlos vorübergegangen. Vielmehr

berichtete

SPGlobal.com, dass die örtlichen Strompreise daraufhin teils deutlich anzogen. Zu Beginn der vergangenen Woche kletterten die Strompreise in manchen ERCOT-Regionen auf über eintausend US-Dollar pro Megawattstunde – nur um sich kurze Zeit später und tags darauf auf fast 2.000 US-Dollar pro Megawattstunde zu verdoppeln.

Diese Entwicklung an der Preisfront mag auch etwas mit der ungewöhnlich hohen Anzahl an zwangsweisen Stromunterbrechungen zu tun haben. Wie ERCOT-Direktor Warren Lasher, zuständig für die hauseigene Abteilung Systemplanung, im Rahmen einer Telefonkonferenz mitteilte, ließen sich zum aktuellen Zeitpunkt Stromerzeugungskapazitäten in Höhe von weniger als fünfhundert Megawatt langfristigen Wartungs- und Reparaturarbeiten zuordnen.

Nichtsdestotrotz lässt sich feststellen, dass die Stromerzeugung aus Windkraft nach den im vergangenen Winter zu beobachtenden Ereignissen abermals eine tragende Rolle in Bezug auf das sich zurzeit stark verringernde Stromangebot zu spielen scheint. Laut Schätzungen sei die aus Windkraft generierte Strommenge von 4,9 Gigawattstunden Mitte April auf nur noch 3,5 Gigawattstunden Mitte Juni gesunken, was einem Rückgang von knapp 29 Prozent entspricht. Heißt übersetzt: Der Wind bläst momentan nicht in ausreichender Menge.

Sollte der diesjährige Sommer im Süden der Vereinigten Staaten und im Bundesstaat Texas in diesem Jahr noch heißer ausfallen als das Frühjahr (berücksichtigen Sie hierzu bitte auch den gestern erschienenen

Bericht

, könnten die örtlichen Energie- und Stromversorgungsnetze abermals an den Rand ihrer Kapazitäten gebracht werden – oder ein weiteres Mal, wie zuletzt im Februar, über die Klippe gehen.

Ortswechsel. Blicken wir auf den Bundesstaat Kalifornien, dessen Bevölkerung zurzeit unter Extremtemperaturen leidet. Dort scheint die örtliche Polit-Führung um Gouverneur Newsom gerade von der Realität eingeholt zu werden.

Inzwischen werden die Nutzer von elektrischen Fahrzeugen offiziell dazu aufgerufen, die eigenen Vehikel nur noch zu bestimmten Tageszeiten aufzuladen. Grund für diese Anordnung sei, da sich die lokalen Stromnetze maximalen Belastungen, welche an die Kapazitätsgrenzen reichten, ausgesetzt sähen.

Nutzer von elektrischen Fahrzeugen sollten ihre Vehikel aus diesem Grund nicht mehr alle zu denselben Tageszeiten aufladen. In einem

Bericht

von Newsweek heißt es zu den aktuellen Entwicklungen im Bundesstaat, dass Kalifornien auf eine gewaltige Energie- und Stromkrise zuzusteuern drohe.

Auch die kalifornischen Stromnetzbetreiber riefen lokale Einwohner und Einwohnerinnen mittlerweile offiziell dazu auf, Elektrofahrzeuge nur noch außerhalb der nachfragestärksten Tageszeiten aufzuladen.

Ähnlich wie im Bundesstaat Texas hat California Independent System Operator (ISO) die lokale Bevölkerung in der vergangenen Woche bereits zweimal dazu aufgerufen, den eigenen Stromverbrauch so weit wie möglich zu minimieren.

Unnötige Beleuchtungen im innerhäuslichen Bereich sollten danach dauerhaft abgeschaltet werden. Gleiches gelte für eine maximal reduzierte Nutzung von Klimaanlagen, Öfen und anderen stark stromverbrauchenden Haushaltsgeräten.

Wie weit Anspruch und Realität im Bundesstaat Kalifornien auseinanderliegen, zeigt sich einmal mehr an der anhaltenden Kampagne, die für einen Umstieg von Verbrenner-Motoren auf Elektromotoren plädiert, ohne augenscheinlich zu wissen, wo der ganze hierfür benötigte Strom überhaupt herkommen soll.

Um die Bevölkerung des Bundesstaates zu einer Befolgung der eigenen Empfehlungen und Anordnungen zu bewegen, sollen die örtlichen Strompreise fortan zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedlich berechnet werden. Heißt, wer sein Elektrofahrzeuge in den späten Nachtstunden oder frühen Morgenstunden auflädt, soll weniger für den hierdurch anfallenden Verbrauch bezahlen, um die Balance in der kalifornischen Stromnetzversorgung zu wahren.

Hierauf wies unter Bezugnahme auf den oben verlinkten Newsweek-Bericht zuletzt auch Patty Monahan, die für die Verkehrs- und Transportabteilung zuständige Offizielle bei der kalifornischen Energiekommission, öffentlich hin. Intensiver als jemals zuvor werde das Ziel verfolgt, die Bevölkerung in Bezug auf eine zukünftige Nutzung von Elektrofahrzeugen zu sensibilisieren.

Dies müsse mit bestimmten Anreizen einhergehen, um die Nutzer von Elektrofahrzeugen dazu zu bewegen, ihre Vehikel außerhalb der nachfragestärksten Tageszeiten aufzuladen. Der Stromverbrauch solle sich außerhalb dieser nachfragestärksten Tageszeiten verbilligen.

Nach wie vor sei es eines der Hauptziele der bundesstaatlichen Regierung, die mit dem Straßenverkehr in Verbindung stehenden CO2-Emissionen so weit wie möglich zu senken, und die Menschen zu einem anderen Verhalten zu bewegen.

Matthew Moniot, Forscher am Nationalen Energielaboratorium für Erneuerbare Energien, hat hierzu seine ganz eigenen Ansichten. Denn mit einer potenziellen Aufgabe der bisherigen Routine der meisten Menschen wird keine Steigerung der lokalen Stromerzeugung Hand in Hand gehen. Der individuelle Stromverbrauch unter den Nutzern soll sich einfach nur anders verteilen.

Inwieweit es gelingen werde, die Bevölkerung zu einer verstärkten Stromnutzung außerhalb der Rush-Hour-Zeiten zu bewegen, werde sich laut Moniot erst noch zeigen müssen. Bereits im Jahr 2014 hatte eine zum damaligen Zeitpunkt veröffentlichte Studie der Federal Energy Regulation Commission (FERC) explizit

davor gewarnt

, dass das landesweite Stromnetz in den Vereinigten Staaten innerhalb von Minuten in die Knie gehen könnte.

Solcherlei Gefahren leiteten sich neben Cyberattacken auch schon aus kleinsten Angriffen auf einige wenige der insgesamt 55.000 lokal betriebenen Umspannwerke im ganzen Land ab. Einen Vorgeschmack habe die erfolgreiche Infiltrierung einer bis dahin unbekannten Gruppe in das Umspannwerk von San José im Bundesstaat Kalifornien gegen Ende des Jahres 2013

geliefert

.

Damals hatten die Mitglieder dieser Gruppe Fiber-Kabel in diesem lokalen Umspannwerk durchtrennt und unzählige Male auf zehn Transformatoren geschossen. Laut der Studie reiche es aus, wenn es zeitgleich zu neun Ereignissen dieser Art im Hinblick auf lokal betriebene Umspannwerke kommen würde, um das landesweite Stromnetz von Küste zu Küste komplett lahmzulegen und einen nationalen Blackout zu verursachen.

In einem ehedem durch FERC ausgearbeiteten Memo, das an den damaligen Vorsitzenden der Behörde, Jon Wellinghoff übermittelt wurde, hieß es, dass es ausreiche, insgesamt neun miteinander verbundene Umspannwerke zu zerstören oder außer Kraft zu setzen, um das Stromnetz im gesamten Land für mindestens achtzehn Monate (!) außer Betrieb zu stellen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Die Vereinigten Staaten befinden sich im Hinblick auf ihre hehren Transformationspläne gewiss nicht allein auf weiter Flur. Auch in Deutschland nehmen die Debatten über dieses Thema beständig zu. Einerseits soll die Elektrifizierung der Wirtschaft massiv vorangetrieben werden, während andererseits der Ausstieg aus Atom- und Kohlestrom beschlossen wurde.

Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten, wo sich unter anderem Bill Gates als einer der größten Förderer im Hinblick auf eine Renaissance und Modernisierung der heimischen Atomindustrie erweist, scheint sich die politische Führung hingegen kaum irgendwelche Gedanken dieser Art zu machen. Die alles bestimmende Frage lautet doch: Wo soll der Strom herkommen, wenn über die nächsten Jahre mehr als 42 Millionen Fahrzeuge von fossilen Brennstoffen auf Strom umgestellt werden sollen?

Selbstverständlich gehen mit einer verstärkten Nutzung von Atomstrom ganz eigene Gefahren und Risiken einher (siehe Tschernobyl oder Fukushima). Doch die drängendsten Fragen der heutigen Zeit lassen sich nicht adressieren, indem ein solch immanent wichtiges Thema – wie die Zuverlässigkeit der zukünftigen Stromversorgung – durch die Politik ausgesessen wird oder unbeantwortet bleibt.

Wie sich an den Bundesstaaten im Mittleren Westen, Süden und Westen der Vereinigten Staaten abzuzeichnen beginnt, sind erneuerbare Energien zudem den Launen der Natur ausgesetzt. Zu welch einem hohen Grad der Blackout-Gefahr könnte es erst kommen, wenn die Elektrifizierung der Wirtschaften rund um den Globus voranschreitet und der Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten mit der Nachfrage nicht wird Schritt halten können?

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf Berichten auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge (

HIER

und

HIER

), die durch Roman Baudzus inhaltlich ergänzt wurden.

 
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