Beobachter und Kommentatoren blicken seit dem Amtsantritt von Javier Milei mit großem Interesse nach Argentinien. Letztendlich muss sich zeigen, ob die durch den neuen Staatspräsidenten des Landes verordnete Wirtschaftsschockkur von Erfolg gekrönt sein wird oder nicht.

Fundamental betrachtet sieht es in der ökonomisch am Boden liegenden Nation auf dem südamerikanischen Kontinent alles andere als gut aus. So hat Javier Milei mit einer äußerst schwierigen Ausgangssituation zu kämpfen, was allerdings bereits vor dem Präsidentschaftswahlkampf feststand und bekannt war.

„Führt die Welt nicht erneut in den Sozialismus – Es wird auch diesmal nicht funktionieren.“

Eine gestern durch Javier Milei gehaltene Rede schlug im Rahmen des in zurzeit im Schweizerischen Davos stattfindenden Weltwirtschaftsforums (WEF) wie eine Bombe ein.

Der argentinische Staatspräsident verteidigte darin inhaltlich nicht nur seine dem eigenen Land verordnete Radikalkur, sondern erteilte den politischen Führungen in den westlichen Industriestaaten den Rat, vom ihrem aktuell eingeschlagenen Kurs abzulassen.

Denn Sozialismus führe aus historischer Sicht stets zu Armut und Elend. Argentinien, das sich einst unter den wohlhabendsten Nationen unserer Erde befand, könne ein Lied hierüber singen, wie Javier Milei in seiner Rede warnte.

Der mit einem Linienflug zur Davoser Jahresversammlung reisende Javier Milei hat gestern eine Rede gehaltenen, die nicht nur Wahrheiten direkt an- und aussprach, sondern sich schonungslos mit real-ökonomischen wie auch sozio-gesellschaftlichen Gegebenheiten auseinandersetzte.

Es wird weh tun

Wie dem auch sei, so beinhaltete eine der ersten Amtshandlungen von Javier Milei eine Abwertung des argentinischen Pesos um fünfzig Prozent in Relation zum US-Dollar.

Gleichzeitig verordnete die neue Regierung dem eigenen Land nach den unzähligen Ausgabeorgien durch die Vorgängerregierungen einen Austeritäts- und Sparkurs, um die wirtschaftlichen Probleme langfristig in den Griff zu bekommen.

Einfach wird das unter Berücksichtigung des abgewirtschafteten Zustands, in dem sich Argentinien befindet, gewiss nicht werden. Nach diversen Ankündigungen zu vorgesehenen Massenentlassungen im öffentlichen Dienst und einer Aufhebung der staatlich gezahlten Energiesubventionen ist es in den urbanen Zentren des Landes zu ersten Großprotesten gekommen, zu denen allen voran die großen Gewerkschaften aufgerufen haben.

Der politischen Opposition kommt diese Entwicklung wiederum gelegen, um den eigenen Wählern die ökonomischen Härten ins Bewusstsein zu rücken, die mit dem eingeschlagenen Wirtschaftskurs von Javier Milei verbunden sein werden.

Was selbstverständlich richtig weh tut, ist die durch Wirtschaftsminister Luis Caputo kürzlich verkündete Abwertung des argentinischen Pesos in Relation zum US-Dollar von zuvor 366 auf nunmehr 800 (!).

Ferner wurde mitgeteilt, dass die argentinische Zentralbank, die Javier Milei laut eigener Aussage in seiner Amtszeit gerne abschaffen möchte, zusätzlich noch eine monatliche Währungsabwertung um zwei Prozent ins Auge fasse.

Finanzmärkte bleiben zahm – IWF spricht neuer Regierung Lob aus

An den internationalen Finanzmärkten blieb in Reaktion auf diese Entwicklung ein Aufschrei aus, nachdem der Internationale Währungsfonds die Entscheidung der neuen argentinischen Regierung offiziell begrüßte.

Laut des Internationalen Währungsfonds werde es kurzfristig zu schmerzhaften Anpassungen im Land kommen müssen. Diese Anpassungen seien allerdings notwendig, um das staatliche Fiskaldefizit unter Kontrolle zu bekommen und die massive Inflation zu bändigen.

 

Argentinien hat beim Internationalen Währungsfonds einen Kredit über insgesamt 44 Milliarden US-Dollar aufgenommen. Die IWF-Chefin machte deutlich, die durch die Regierung von Javier Milei ergriffenen Maßnahmen zu begrüßen.

Es handele sich hierbei um eine enorm wichtige Entscheidung, um neben Stabilität auch die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit Argentiniens wieder herzustellen. Seitens des Internationalen Währungsfonds wurden diese getroffenen Entscheidungen jedoch auch als kühn bezeichnet.

Mit diesen Maßnahmen ist die große Hoffnung verbunden, einerseits die Staatsquote an der argentinischen Wirtschaft zurück zu drängen und die Privatwirtschaft auf der anderen Seite wieder dazu zu animieren, in die heimische Ökonomie zu investieren.

Wird Argentinien einem Ausverkauf preisgegeben?

Die zahlreichen Kritiker von Javier Milei werfen Argentiniens Staatspräsidenten unterdessen vor, das eigene Land einem Ausverkauf preiszugeben. Reiche Investoren und wohlhabende Finanziers aus dem Ausland stünden praktisch schon Gewehr bei Fuß, um Grundstücke und Ländereien nach der erfolgten Währungsabwertung billig aufzukaufen.

Wirtschaftsminister Luis Caputo scheinen derlei Bedenken nicht um den Schlaf zu bringen. Vielmehr heißt es, dass die Regierung über kein Geld mehr verfüge, um den durch die Vorgängerregierungen eingeschlagenen und über Jahrzehnte verfolgten Kurs noch länger beizubehalten.

Aus jetziger Sicht gehe es nur noch darum, eine wirtschaftliche Totalkatastrophe zu verhindern und die Zukunftsfähigkeit des eigenen Landes wieder herzustellen. Das staatliche Fiskaldefizit hat in der Zwischenzeit einen Anteil von 5,5 Prozent in Relation zum argentinischen Bruttoinlandsprodukt erreicht.

Luis Caputo kritisiert, dass die politischen Führungen seines Landes in den letzten 113 von 123 Jahren einer desaströsen Abhängigkeit, ja fast schon Sucht, von viel zu hohen Fiskaldefiziten gefrönt haben.

Und eben jener Aspekt solle sich unter der neuen Regierung jetzt ändern. Dazu wird es notwendig sein, neu zu lernen, in der Zukunft finanziell nicht mehr länger über die eigenen Verhältnisse zu leben.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die argentinische Zentralbank praktisch über kaum mehr irgendwelche nennenswerten Währungsreserven verfügt, obwohl sich das südamerikanische Land unter den größten Getreideproduzenten der Welt befindet.

Ferner leben trotz jahrelanger Ausgabeorgien der Vorgängerregierungen rund zwei Fünftel aller Argentinier in finanzieller Armut. Seit dem Jahr 2019 hat sich die Lücke zwischen dem offiziell festgesetzten Wechselkurs des Pesos und den zu zahlenden Umtauschkursen an den Schwarzmärkten nochmals stark ausgeweitet.

Nicht mehr nur an den Symptomen herum doktern, sondern die Ursachen bekämpfen

Natürlich waren und sind es die strikten argentinischen Kapitalkontrollen, die den Preis für einen US-Dollar an den Schwarzmärkten auf über eintausend Pesos haben explodieren lassen.

Die offizielle Wechselkursrate wurde jetzt einfach nur mit Zeitverzögerung an diese Situation angepasst. Die neue Regierung in Buenos Aires spricht selbst davon, die Dinge in der Zukunft völlig anders anpacken zu wollen. Denn es müsse damit Schluss ein, stets nur an den Symptomen anstelle der zugrundeliegenden Ursachen herum zu doktern.

Es verwundert angesichts der aktuellen Geschehnisse nicht, dass die argentinische Inflationsrate im Gesamtjahr 2023 auf 211,4 Prozent (!) geklettert ist. Hierbei handelt es sich um das höchste Inflationsniveau seit gut 35 Jahren sowie eine der höchsten Inflationsraten weltweit.

Selbst Venezuela hat Argentinien damit für den Moment hinter sich gelassen. Anhand der oben abgebildeten Grafik von tradingeconomics.com lässt sich der steile Anstieg der Inflation in Argentinien ablesen.

Die Abwertung der heimischen Währung um fünfzig Prozent gegenüber dem US-Dollar ist in dem oben abgebildeten Inflationschart schon enthalten. Auf monatlicher Basis lag die argentinische Inflationsrate im Dezember bei 25,5 Prozent, nachdem im November ein Niveau von 12,8 Prozent gemessen wurde.

Wie lange werden die Argentinier Geduld mit Javier Milei haben?

In seiner Antrittsrede hatte Javier Milei erklärt, dass schmerzhafte Anpassungen und wirtschaftliche Reformen unausweichlich seien, um eine Hyperinflation im eigenen Land zu vermeiden.

Mit kurzfristig negativen Auswirkungen wird gerechnet. So werden sich die durch die neue Regierung beschlossenen Maßnahmen nicht nur negativ auf die wirtschaftlichen Aktivitäten, sondern auch dämpfend auf die Beschäftigung, die Reallöhne sowie die Anzahl der in finanzieller Armut lebenden Argentinier auswirken.

Allein schon aus diesen Gründen stellt sich die Frage, wie lange die Argentinier dazu bereit sein werden, die politisch verabreichten Reformpillen zu schlucken. Sollten sich nicht möglichst bald absehbare Erfolge an der Wirtschaftsfront einstellen, so lässt sich damit rechnen, dass die gesellschaftliche Stimmung im Land vollends kippen könnte.

Momentan sind es noch die größtenteils politisch linksgerichteten Gewerkschaften und deren Anhänger, die bereits zu ersten Großprotesten in den urbanen Zentren des Landes erfolgreich aufgerufen hatten.

Letztendlich droht sich angesichts des aktuell durchgeführten Experiments die gesamte Bevölkerung gegen die neue Regierung zu richten. So jedenfalls, wenn die durch Javier Milei erhofften Reformerfolge ausbleiben sollten.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite mercopress.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Anhand von Argentinien zeigt sich, wie schwer es ist, eine Wirtschaft, die unter massiven Staatsinterventionen, Kapitalfehlallokationen, usw. leidet, aus ihrem Dilemma heraus und wieder flott zu bekommen.

Link zur Rede: https://www.youtube.com/watch?v=7Om3-2p4Y2Y

Es empfiehlt sich, die gestern gehaltene WEF-Rede von Javier Milei in Gänze (hier in Form eines YouTube-Videos und Parallelübersetzung durch welt-online.de) zu hören, um sich über seine Analyse ins Bild zu setzen.

Javier Milei hat in zwanzig Minuten treffend auf den Punkt gebracht, was ich Ihnen im Verlauf der vergangenen fünfzehn Jahre in zahlreichen Berichten näherzubringen versucht habe.

„Was heißt das konkret für mich?!“ - CK*Redaktion

Mit dem Blick auf die Historie lässt sich festhalten, dass die Hinwendung zum Sozialismus stets zum sozialen und wirtschaftlichen Scheitern und damit zu Armut und Stagnation führte. Überhandnehmende staatliche oder institutionelle Eingriffe – hier sei nicht zuletzt an die Notenbanken gedacht - waren niemals die Lösung, sondern die Wurzel des Übels, wie Javier Milei in seiner oben verlinkten Rede richtig beschreibt.

Dass er ausgerechnet den Teilnehmern auf dem Weltwirtschaftsforum die Erfolgsgeschichte des liberalen Marktkapitalismus vor Augen halten muss, lässt schon ein wenig schmunzeln. Der gewählte Umweg, den er hierbei über das Gendern, verfehlte Umweltpolitik in Form von Klimapolitik sowie die Freiheit der anderen und die Freiheit des Privateigentums nimmt und vor einer bürokratischen Unterwerfung warnt, war ein besonderes Highlight.

Bei allem Applaus dürfen wir an dieser Stelle jedoch nicht vergessen, genau festzuhalten, dass in Bezug auf die Soziale Marktwirtschaft das „Soziale“ groß zu schreiben ist und das Wort „Kapitalismus“ häufig unzutreffend definiert wird. Fakt ist, dass eine Diskussion über das System zu führen ist und wir uns alle Gedanken machen sollten, wie dieses optimalerweise auszusehen hätte. So können wir für etwas und nicht nur gegen etwas sein.

Wie sehen Ihre Ideen hierzu aus? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!    

 

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