San Francisco, die kalifornische Metropole am Pazifik gelegen, galt lange Zeit als ein Traumziel vieler junger Menschen in den USA und Westeuropa, als ein Ort der Sehnsucht, der Libertinage, ja als Hauptstadt der Beatniks und Hippies.

Doch statt "Let´s go to San Francisco…", wie es in einem berühmten Lied aus dem Jahr 1967 erklang, oder "…be sure to wear some flowers in your hair..." in einer anderen musikalischen Hymne an diese Metropole, von der es einige gibt, symbolisiert die "Golden City" heute den Niedergang der urbanen Zentren der USA, wie in einem Brennglas.

„Denn tatsächlich ist Obdachlosigkeit in der 800.000-Einwohner-Stadt ein Problem, das sich seit Jahren verschärft. Allerdings gilt gleiches auch für die Zahl der Drogenabhängigen in der Stadt und die Kriminalitätsrate. San Francisco, die einzige Stadt der Hippies und der unbegrenzten Freiheit, verwahrlost. ", war im Handelsblatt zu lesen.

San Francisco ist dieser Tage Austragungsort des Gipfeltreffens der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC). Der Besuch von Xi Jinping mit Joe Biden wurde im Vorfeld en detail konzipiert. Die New York Times schrieb diesbezüglich: „Von einem Teil eines hoch choreografierten diplomatischen Tanzes sein, der die einjährigen Spannungen entschärfen soll“.

Im Jahr 1985 reiste der junge Xi Jinping in die USA und in die Pazifik-Metropole. Ein Foto vor der berühmten Golden Gate Bridge zeigt den damals 31 jährigen politischen Beamten, der vor Ort sein Wissen über Ackerbau auf den neuesten Stand bringen wollte.

Erster Besuch: Xi Jingping in San Francisco im Jahr 1985 (Archivbild). (Quelle: imago stock&people)

Damals begann der phänomenale Aufstieg der Volksrepublik China, wobei noch niemand davon ausging, dass diese 38 Jahre später auf Augenhöhe mit den USA agieren würde. 

Washingtons Ziel

Aus dem Weißen Haus war zu vernehmen, so drückte es Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan aus, dass der US-Präsident sich um eine Wiederaufnahme des Dialoges zwischen den Streitkräften beider Länder bemühen wird.

Nach dem Besuch der ehemaligen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taiwan, was von Peking als unerhörte Provokation betrachtet wurde und wird, hatte die Volksrepublik diesen abgebrochen. Solche Kommunikationskanäle seien nötig, „um Fehler, Fehleinschätzungen oder Missverständnisse“ zu verhindern, so Sulivan, wobei er offen ließ, wie es zu dem Fehler mit dem Taiwan-Besuch kommen konnte.

Washingtons bescheidene Charme-Offensive

Überhaupt scheint man im Umfeld des Weißen Hauses um eine Charme-Offensive bemüht. Biden, der Xi im Juni noch mit „Diktatoren“ verglichen hatte, und seine Regierung werden nicht müde darum, zu betonen, dass ein „verantwortungsvoller“ Umgang im „Wettbewerb“ zwischen beiden Ländern wichtig sei. „Wir befinden uns in einem Wettbewerb mit China, aber wir suchen keinen Konflikt, keine Konfrontation und keinen neuen Kalten Krieg“, sagte ein US-Regierungsvertreter bei der offiziellen Ankündigung des Biden-Xi-Treffens.

Peking reagiert bisher frostig

Diese Avancen aus den USA, stießen bisher in Peking auf wenig Gegenliebe. „China hat keine Angst vor Wettbewerb, aber wir sind dagegen, die Beziehungen zwischen China und den USA als Wettbewerb zu beschreiben, ließ die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, am Montag verlautbaren. Sie warnte zudem, die USA sollten nicht versuchen, „China zu formen oder zu verändern“.

Allerdings haben beide Seiten im Vorfeld des heutigen Treffens ihren diplomatischen Austausch in den vergangenen Monaten deutlich verstärkt. So reiste Antony Blinken im Juni als erster US-Außenminister seit fünf Jahren nach Peking. Ende Oktober war dann der chinesische Außenminister Wang Yi in Washington DC zu Gast, wo er Blinken und Biden traf.

Was heißt das für mich konkret!?"

Die angeschlagene Supermacht USA, deren jahrzehntelanger "Krieg gegen den Terror" im Spätsommer 2021 mit der Flucht aus Kabul schmählich endete, sieht sich sowohl in der Ukraine, wie auch im Nahen Osten in Konflikte verwickelt, die deren geostrategischen Zielen entgegen spricht.

Peking fordert von Washington hingegen, zur offiziellen Ein-China-Politik zu stehen und sich nicht „in die inneren Angelegenheiten Chinas“ einzumischen, während Biden den chinesischen Präsidenten auch vor einer Einmischung in Taiwans Präsidentschaftswahl in zwei Monaten warnen möchte.

Das alles wirkt etwas planlos oder um es mit den Worten Kissingers auszudrücken "Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger umschrieb diesen Zustand in einem Interview mit dem »Wall Street Journal« im vergangenem Jahr so: Washington lehne traditionelle Diplomatie ab, habe keinen großen Staatsführer mehr und der US-Außenpolitik fehle es gefährlich an strategischer Zielsetzung. Was immer man von diesem Politiker halten mag, die Ereignisse rund um Taiwan und in Ostasien scheinen Kissinger recht zu geben.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"