Worin die Verletzung der Sorgfaltspflicht durch seine Umschau-Redakteure lag, erklärt der Sender ungewöhnlicherweise nicht. Das ist um so ungewöhnlicher, als bekannt wurde, dass der ursprüngliche Sendetermin verschoben worden war, um Rückfragen, mutmaßlich von den höheren Rängen des Senders, zu klären.

Ausführlicher als die wortkarge offizielle Löschungsbegründung des Senders war die Kritik der MDR-Kolumne „Altpapier“ an den Kollegen, die die Sendung produziert haben. Weil diese ganz offen eingeräumt hatten, dass sie nicht wissen, ob die Laboranalyse der zitierten Professorin korrekt ist und noch unklar sei, ob die DNA-Fragmente Schaden anrichten, donnerte der Kolumnist:

„Wenn ihr nicht wisst, ob die Behauptungen, die ihr verbreitet, stichhaltig sind, und wenn ihr nicht wisst, ob sie dann, wenn sie stichhaltig wären, auch relevant wären, dann solltet ihr diese Behauptungen gar nicht erst verbreiten, vor allem nicht, wenn es um Leben und Tod geht.“

Kurz danach war der Beitrag gelöscht.

In einem anderen Fall von behördenkritischer MDR-Berichterstattung, über den ich hier kürzlich berichtet habe, wurde 2022 ein Beitrag zwei Tage nach Erscheinen „wegen inhaltlicher Kritik“ von nicht genannter Seite massiv umgeschrieben und entschärft, ohne die Änderungen transparent zu machen. Zudem wurde der Artikel mit einem falschen, offenbar willkürlich gesetzten Datum versehen.

Das habe ich zum Maßstab genommen, und geschaut, wie der MDR in Sachen Corona-Impfung („Leben oder Tod“) in der Vergangenheit mit unsicheren wissenschaftlichen Erkenntnissen umgegangen ist, deren Korrektheit und Relevanz seine Redakteure nicht beurteilen konnten, und wie der Sender mit Beiträgen umging, bei denen Missachtungen der Sorgfaltspflicht offenkundig waren oder später wurden.

Um es vorwegzunehmen: wenn auf brüchigster Datenbasis oder auf Basis von Einzelaussagen gesundheitliche Gefahren von Impfungen verharmlost oder ganz weggewischt wurden, die sich später als real und schwerwiegend herausstellten, war das für den MDR nie ein Anlass für Löschung und selten für Korrektur. Nur wenn über Gefahren durch die Impfung berichtet wird, von denen die Behörden noch nicht offiziell eingeräumt haben, dass sie vorhanden und schwerwiegend sind, wird wegen Unsicherheit und nicht auszuschließender Fehler vorsorglich zensiert und gelöscht.

Hier ein paar Beispiele, die ich mit Leserunterstützung zusammengetragen habe:

Superimmunität

Im Oktober 2021 verkündete der MDR aufgrund der Ergebnisse einer Mäusestudie, dass sich die Immunitätswirkung von Vektorimpfstoffen deutlich steigern lasse, wenn man die Wirkstoffkonzentration drastisch reduziert. Ein alternativer Weg zur „Superimmunität“ sei die Kombination aus zuerst Astra-Zeneca und dann Pfizer-Impfstoff. Ersteres hat sich als falsch herausgestellt, das zweite hat sich nicht bewährt. Es gab entgegen der journalistischen Sorgfaltspflicht in dem Beitrag nichts, das die Unsicherheit dieser beiden spekulativen Studienergebnisse herausgestellt und dem Entstehen von Superimmunitätseuphorie durch Impfung entgegengewirkt hätte. Der Beitrag ist unverändert und unkommentiert online.

mRNA in Muttermilch

„Geprüft von der MDR WISSEN-Redaktion am 30.09.2021“ erfuhren wir, dass die Behauptung falsch sei, dass die gentechnischen Impfwirkstoffe (mRNA) über die Muttermilch an das Baby weitergegeben werden können. Denn: Gemäß einer Studie aus Kalifornien sei in der Milch von geimpften Müttern im Labor keine mRNA gefunden worden.

Das ist direkt vergleichbar mit dem gelöschten Bericht über Laborergebnisse zu DNA-Verunreinigungen in Impfstoffen. Die Redakteure konnten unmöglich überprüfen, wie in dem Labor gearbeitet wurde. Trotzdem verkündeten sie das Ergebnis wie eine unumstößliche Tatsache. Kein MDR-Oberer griff ein.

Doch die Darstellung des MDR stellte sich als falsch heraus. Unter dem immer noch verfügbaren Artikel wurde ein Jahr später ein Update eingefügt, wonach eben doch mRNA in der Muttermilch nachgewiesen wurde. Am besten, die Redakteure wären bei ihrem Bericht so vorsichtig gewesen wie die Umschau-Redakteure mit ihrem DNA-in-Impfsotffen-Bericht und hätten die Unsicherheit erwähnt. Aber wenn das mal versäumt wird, ist ein solcher transparenter Umgang mit dem Fehler das richtige Vorgehen – meinte bis dahin auch der MDR.

Menstruationsprobleme

Am 28. Juli 2021 verkündete der MDR:

„Corona und Menstruation: Impfnebenwirkung auf Periode nicht erkennbar.“

Kein Wort zu irgendwelchen Einschränkungen beim Wissenstand. Obwohl der MDR am 16.7.2022 unter dem Titel: „Stärkere Regelblutung nach Covid-19 Impfung weit verbreitet“ das Gegenteil verkündete, ist der als falsch entlarvte Artikel von einem Jahr vorher unverändert und unkommentiert weiter aufrufbar, ebenso wie ein weiterer, ebenso schönfärberisch im Sinne des PEI geschriebener vom 14.1.2022 mit dem Titel „Corona-Impfung und Menstruations-Störung – neue Studie gibt Entwarnung“.

Weder wurden die alten Fehlleistungen korrigiert, noch wurde in dem späteren Stück auf die früheren Fehlleistungen hingewiesen und diese ausdrücklich korrigiert. Stattdessen garnierte man die neue Meldung mit der Falschbehauptung:

„Ein Einfluss der Impfungen auf Furchtbarkeit oder Gebärfähigkeit wurde durch zahlreiche Studien widerlegt.“

Die Behauptung ist auf jeden Fall falsch, weil daraus, dass man mit einem bestimmten Studiendesign einen Einfluss nicht mit üblicher Sicherherheitsmarge nachweisen konnte, nie gefolgert werden darf, dass die Abwesenheit eines Einflusses bewiesen worden sei. In einem am 17.7.22 nachgeschobenen„Faktencheck“ schreibt der MDR:

„Laut Berufsverband der Frauenärzte ist ein Zusammenhang zwischen Impfung und Monatsblutung nicht verwunderlich, da Immun- und Hormonsystem eng miteinander verwoben sind.“

Man hätte es also besser wissen können. Der MDR hatte sich aber in seinem ersten, nun widerlegten Bericht allein auf die Aussage des offenbar in frauenärztlichen Fragen inkompetenten Chefs des PEI, Klaus Cichutek, gestützt, und ihn folgendermaßen wiedergegeben:

„Einen Zusammenhang zwischen einer Corona-Impfung und einer Veränderung der Monatsblutung von Frauen sei aber bislang nicht erkennbar. Ich wüsste auch nicht, über welchen Mechanismus es dazu kommen sollte“, so Chichutek.“

Sorgfalt? Fehlanzeige. Konsequenz? Keine.

Impfung von Schwangeren

Besonders derb wird es beim Thema Impfung von Schwangeren. Da kennt der MDR gar keine Skrupel, was die Verkündung von unsicheren Indizien als unumstößliche Wahrheiten angeht, und das, obwohl die Impfstoffe an Schwangeren nicht einmal getestet worden waren, weil das als zu gefährlich galt.

„Schwangeren-Impfung kein Risiko für Babys – Covid-19 kann Embryos dagegen töten“, lautete im Februar 2022 der Titel eines Beitrags. Hinter die Einräumung, dass die statistische Aussagekraft wegen geringer Fallzahlen einschränkt sei, setzten die Redakteure unverantwortlicherweise die uneingeschränkte Versicherung:

„Impfungen der Mütter schaden den Babys nicht“

Fast noch schlimmer. Sie vermischten eine Untersuchung der Auswirkung einer Impfung der Mutter auf Babys NACH der Schwangerschaft mit einer Studie über die negativen Auswirkungen einer Corona-Infektion der Mutter auf Föten WÄHREND der Schwangerschaft, um in der Kombination bei den Lesern Stimmung für die Impfung während der Schwangerschaft zu machen. Die Frage, ob die Covid-Impfung dem ungeborenen Baby schadet, wird dabei unzulässigerweise völlig ausgeblendet. Flüchtige Leser müssen den Eindruck bekommen, die angeblich nachgewiesene Unschädlichkeit der Impfung beziehe sich hierauf.

„Covid-19-Impfungen führen nicht zu ungewollten Schwangerschaftsabbrüchen“ hieß es, viel zu wissend, in einem anderen Beitrag, der das Ergebnis einer sehr einfachen Datenanalyse aus den USA zur Basis hatte und auf dieser Basis gänzlich unverantwortlich direkt die medizinische Empfehlung folgerte:

„Damit wird auch deutlich: Bereits schwangere Frauen sollten sich dringend impfen beziehungsweise boostern lassen.“

Die Basis dafür war erkennbar extrem dünn: Es handelte sich um einen „Research Letter“, einen Brief an den Herausgeber der Fachzeitschrift, der in der Regel nicht dem Gutachterprozess unterworfen ist. Das wird nicht erwähnt. Die Studie ermittelte, dass bei den ungewollten Abgängen der Prozentsatz der geimpften Mütter mit 8,6% höher war als bei den fortgesetzten Schwangerschaften mit 8%. Die Aussage der Nicht-Auswirkung beruht allein auf der „Tatsache“, dass der Unterschied nicht „statistisch signifikant“ war. Das heißt, man konnte nicht mit 90 oder 95%iger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es kein rein zufälliger Unterschied war. Von hier zu der Behauptung, die Studie habe nachgewiesen, dass die Impfung nicht zu Abbrüchen führt, ist ein sehr weiter Weg. Die Behauptung ist eklatant falsch.

Zumal die Autoren des sehr kurzen Research Letter prominent einräumen, dass sie wahrscheinlich manche geimpfte Mutter fälschlich als ungeimpft klassifiziert haben und das die Ergebnisse zugunsten der Impfunschädlichkeit verfälscht. Ungewollte Abgänge werden fälschlich ungeimpften Müttern zugeschrieben, obwohl sie bei den geimpften Müttern gezählt werden müssten. Kein Wort davon in dem Beitrag.

Zusammengefasst ist der MDR-Beitrag wissenschaftsjournalistische Scharlatanerie, medizinrechlich und medizinethisch wohl unzulässig und missachtet journalistische Sorgfaltspflichten eklatant. Er ist ein öffentlich-rechtlicher Medienskandal. Kein MDR-Oberer hat sich bisher erkennbar daran gestört.

In einem Beitrag zum angeblichen „Nestschutz“ durch Corona-Impfung während der Schwangerschaft, der wenige Wochen vor dem Beitrag zu den DNA-Verunreinigungen erschien, behaupten die Autoren frech, völlig unbelegt und falsch:

„Wissenschaftlich belegt ist auch, dass die Impfung keine anderen schweren Gesundheitsfolgen für die Babys hat.“

Wir erinnern uns. „Wissenschaftlich belegt“ ist bestenfalls, das sich mit einer Studie mit zu wenigen Fällen und zu schlechter Datenlage nicht mit hinreichender Sicherheit nachweisen ließ, dass die höhere Schadensrate bei geimpften Müttern etwas anderes als Zufall ist. Journalistische Sorgfalt: Fehlanzeige. Und das in einem Artikel, der Schwangere leicht zu einer Entscheidung für einen medizinischen Eingriff motivieren kann und erkennbar auch soll.

Myokarditis

Am 13.04.2022 schrieb der MDR im Brustton der Überzeugung: „Stimmt: Myokarditis nach Corona-Impfung seltener als bei anderen Impfungen“. Die viel zu schwache Basis für diese steile Behauptung in der Überschrift war, dass Autoren einer Überblicksstudie spekuliert hatten, das sei „wahrscheinlich“ so. Dieselben Forscher hatten auch spekuliert, dass Myokardits „offenbar nicht direkt durch den mRNA-Impfstoff verursacht“ werde. Das hat sich ein halbes Jahr später als falsch herausgestellt, wie der MDR dann selbst schrieb, natürlich wieder ohne den vorherigen Irrtum zu erwähnen, zu korrigieren oder gar aus dem Netz zu nehmen.

Fazit

Die Liste ließe sich fast beliebig verlängern. Der MDR hat zu so gut wie jedem Thema rund um die Covid-Impfungen in oft unverantwortlicher Weise verharmlost und Aussagen von einzelnen Experten oder Studien als Tatsachen dargestellt, ohne angemessene Offenlegung der Unsicherheit. Oft musste der MDR später das Gegenteil des vorher Behaupteten schreiben, wobei er Fehler kaum einräumte oder korrigierte. Ich fand keinen einzigen Fall, in dem ein Beitrag mit zum offiziellen Narrativ passenden, spekulativen oder falschen Aussagen gelöscht worden wäre.

Aber wenn ausnahmsweise mal Redakteure einen behördenkritischen Beitrag rund um die Impfungen verfassen, dann wird gelöscht, weil angeblich nicht hinreichend sicher sei, dass die zitierten Experten auch Recht hätten, oder wegen angeblicher – nicht näher erläuterter – Verletzung der Sorgfaltspflicht, oder wegen inhaltlicher Kritik von unbekannter Seite.

Es ist offenkundig, dass es sich dabei um Akte der Zensur auf politischen Druck hin handelt.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog von Norbert Häring. Vielen Dank für die Erlaubnis ihn übernehmen zu dürfen!

Nachtrag der CK-Red.: der gelöschte MDR-Beitrag ist auf X noch zu sehen: https://twitter.com/ElefantImRaum2/status/1734667608731902364?s=20

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