Es besteht kein Zweifel daran, dass viele Menschen in der heutigen Zeit auf der Suche nach mehr Sinn und Erfüllung in ihrem Leben sind. Woran liegt das? Eine monokausale Betrachtung würde diesem Umstand zweifelsohne nicht gerecht. Der berühmte Kreislauf der Geschichte könnte aber, insbesondere unter dem, was noch folgt, eine stilisierte Blaupause zum Verständnis der Leere sein, die manche Menschen in der heutigen Zeit empfinden: „Harte Zeiten schaffen starke Menschen, starke Menschen schaffen gute Zeiten, gute Zeiten schaffen schwache Menschen und schwache Menschen schaffen harte Zeiten.“

Es scheint als verweise diese stark vereinfachte historische Deutung gerade auf den Prozess, der beschreibt, was passiert, wenn eine Generation keinen Grund mehr hat, das eigene Handeln als sinnvoll zu empfinden; wenn also die eigene Arbeit nicht mehr der Überwindung lebensbedrohlicher Herausforderungen dient, sondern schlicht dem Selbsterhalt in einer Welt bar allgemeingültiger und wirklich fundamentaler Motive.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen liefert eine Studie, die genau vor einem Jahr im „Journal of Personality and Social Psychology“ veröffentlicht wurde, interessante Anregungen. Sie zeigt: Das Gefühl, ein sinnvolles Leben zu führen, kann gefördert werden, indem man sich das eigene Leben als Heldengeschichte neu erzählt. Um dies zu erreichen, ist es – reduziert auf den entscheidenden Kern des Prozesses – wichtig, die Ereignisse des eigenen Lebens in den Kontext einer kohärenten, heroischen Erzählung zu stellen. Dazu gehört sowohl das Erkennen der eigenen Rolle als Protagonist, der sich Herausforderungen und Abenteuern stellt, als auch das Identifizieren von Unterstützern oder Verbündeten, mit deren Hilfe man durch diese Erfahrungen eine Transformation des eigenen Selbst durchläuft.

Vielleicht liegt gerade in diesem narrativen Prozess der Schlüssel zur Entwicklung starker Charaktere, denen es gelingt, die heraufziehenden schweren Zeiten abzuwehren, indem sie sich über ihre Tüchtigkeit definieren, und nicht nur als ein ohnmächtiges Wesen unter vielen verstehen, das den historischen Umständen ausgeliefert ist und ihnen nichts entgegenzusetzen hat.

Deshalb möchten wir an dieser Stelle auf den lesenswerten Artikel „We Can Be Heroes“ von Adam Piore hinweisen, der seine eigenen Erfahrungen mit vergleichbaren Transformationsprozessen beschreibt. Er zeigt nicht nur, wie naheliegend diese autobiographische Heldenerzählung für die Generationen war, die den Zweiten Weltkrieg überlebt haben oder dem deutschen Nazi-Regime entkommen konnten, sondern insbesondere auch, wie es unter friedlichen Bedingungen gelingen kann, die Erkenntnisse der Studie in die Praxis umzusetzen, Lebenssinn zu erfahren und den eigenen Charakter zu stärken.
 

Hier finden Sie den Artikel von Adam Piore auf Nautilus:
https://nautil.us/we-can-be-heroes-463756/

Die diesem Artikel zugrunde liegende Studie von Ben Rogers et al. ist auf Research Gate verfügbar:
https://www.researchgate.net/publication/367377960_Seeing_your_life_story_as_a_Hero%27s_Journey_increases_meaning_in_life

Eine hervorragende Übersetzung können Sie sich selbst mittels Deepl erstellen: https://www.deepl.com

Wenn Sie diesen Link aufrufen, erscheint der englische Artikel im Browser in der ebenfalls brauchbaren Google-Übersetzung:
https://nautil-us.translate.goog/we-can-be-heroes-463756/?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp

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