Zu Wochenbeginn empfiehlt es sich, Beobachtungen zu manchen Entwicklungen in Amerikas Bankensystem in Form eines weiteren Berichtes fortzuführen. Am vergangenen Freitag wurde auf die Warnungen und die gleichzeitig erfolgende Kritik an Regierungen und Zentralbanken durch JPMorgan-Chef Jamie Dimon eingegangen.

Angesichts des jüngsten Track Records der Federal Reserve Bank (Jamie Dimon sprach die eklatanten Inflationsfehlprognosen der Verantwortlichen im Eccles Building im Rahmen einer Konferenz auf eine unerwartet offene Weise an), wolle er erst einmal abwarten, wie es im nächsten Jahr weitergehen wird.

Sonderlich optimistisch zeigte sich der Chef der größten Privatbank Amerikas nicht. Vielmehr wiederholte Jamie Dimon seine Warnungen, wonach die Zinsen in den Vereinigten Staaten in den nächsten Monaten – entgegen der aktuellen Markterwartungen – weiter steigen könnten.

Erst einmal Beruhigung im 10-jährigen Zinsbereich – dauerhaft oder nur ein Strohfeuer?

In den letzten beiden Wochen war es verbalen Interventionen von Hedgefondsmanager Bill Ackman wie auch jenen sich hieran anschließenden Aussagen von Jerome Powell nach der letztwöchigen Zinssitzung der Federal Reserve Bank zu verdanken, dass sich die Situation an den amerikanischen Zinsmärkten für den Moment ein wenig beruhigt zu haben scheint.

Wir erinnern uns, dass die Zinsen im 10-jährigen Staatsanleihebereich kurz zuvor die Marke von 5 Prozent kurzzeitig überschritten hatten. Natürlich war es – zudem die haarsträubenden Entwicklungen in Japan berücksichtigend – aus Sicht der geldpolitisch Verantwortlichen an der Zeit, auf irgendeine Weise zu intervenieren, um die Zinsrallye in den USA zu stoppen.

Das bis über beide Ohren verschuldete amerikanische Finanzministerium schloss sich diesen Bemühungen in Person von Janet Yellen an, darauf hinweisend, dass die prognostizierte US-Neuverschuldung im vierten Quartal 2023 und im ersten Quartal 2024 geringfügig niedriger ausfallen werde als bis dahin vielerorts befürchtet.

Bondmärkte sind und bleiben der Elefant im Raum

Dies bleibt aus heutiger Sicht natürlich erst einmal abzuwarten. Schließlich handelt es sich im Vorausblick auf 2024 um ein Präsidentschaftswahljahr. Gleichzeitig indiziert GDPNow, das Wirtschaftswachstums-Prognosemodell der Fed of Atlanta, zum aktuellen Zeitpunkt nur noch ein Wachstum der amerikanischen Wirtschaft von gerade einmal 1,2 Prozent in Q4.

Das kürzlich vermeldete Wachstum im dritten Quartal in Höhe von 4,9 Prozent dürfte sich also mit Blick auf den mittelfristigen Trend, wie vielerorts bereits vermutet, lediglich als ein kurzfristiger Ausreißer nach oben erweisen.

Wie dem auch sei, die Zinsentwicklung in den Vereinigten Staaten wird auch im Verlauf der nächsten Wochen und Monate aufmerksam zu beobachten bleiben.

Denn allein der Ausblick auf möglicherweise weiter steigende Zinsen nagt nicht nur an einem allgemein rückläufigen Vertrauen in die Federal Reserve Bank, sondern nährt darüber hinaus auch Befürchtungen, wonach eine Fortsetzung des „Monetisierungskarussells“ am Bondmarkt in seinen Grundfesten bedroht sein könnte.

Im Fall eines abrupten Stopps würde sich das bestehende Finanzsystem in seiner Stabilität und Existenz bedroht sehen. Nochmals sei aus diesem Grund darauf aufmerksam gemacht, dass der Elefant im Raum nicht die Aktienmärkte, sondern die Bondmärkte sind.

Mitarbeiterentlassungen bei Charles Schwab

Kommen wir zur aktuellen Situation, in der sich die größte börsennotierte Brokerfirma in den Vereinigten Staaten, namentlich Charles Schwab, befindet. So wurde berichtet, dass Charles Schwab am Montag letzter Woche damit begonnen habe, Mitarbeiter zu entlassen.

In den Folgetagen drängte an die Öffentlichkeit, dass sich diese Entlassungen auf mindestens 2.155 Mitarbeiter – und somit rund sechs Prozent der Gesamtbeschäftigten – belaufen haben sollen.

Begründet wurde diese Maßnahme durch das Management auf Basis der Notwendigkeit einer Straffung der bestehenden Unternehmensstrukturen samt einer Reduzierung der Kostenbasis noch vor Beginn des nächsten Jahres.

In einer recht verklausulierten Sprache wurde zudem darauf hingewiesen, dass den globalen Finanzmärkten im kommenden Jahr einige Turbulenzen ins Haus stehen könnten. Aus Sicht von Brokerfirmen wie Charles Schwab lassen sich derartige Aussagen nachvollziehen.

Trotz einer oberflächlich betrachtet noch relativ stabilen Lage an den Aktienmärkten, dabei stets berücksichtigend, dass große Indizes wie der S&P 500 oder der Dow Jones Industrial hochgradig durch eine Handvoll von Technologiekonzernen dominiert werden, gelten solche Beobachtungen schon lange nicht mehr für hoch spekulative Meme-Aktien, SPACs oder auch IPO-Aktivitäten. Aus der nachfolgenden Grafik geht dies anschaulich hervor.

Wer ein wenig unter die Motorhaube der Aktienmärkte blickt, nimmt wahr, dass sich ganze Bereiche bislang kaum bis überhaupt nicht von zuvor erfolgten Kursrückgängen erholt haben. Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die Blasen aus hoch spekulativen Segmenten, darunter die soeben aufgezählten, angesichts der anhaltenden Hochzinsphase in den USA geplatzt sind.

Private Kleinanleger lecken ihre Wunden

Dass diese Entwicklung sowohl auf den Umsätzen wie auch Profiten unter Brokerfirmen wie Charles Schwab lastet, ist nachvollziehbar. Finanzanalysten machen darauf aufmerksam, dass die Probleme bei Charles Schwab und anderen großen Brokerfirmen erst an ihrem Anfang stehen könnten.

Denn nicht wenige private Kleinanleger hätten sich zuletzt auf heftige Weise verzockt, teils Totalverluste im Bereich der zuvor überheiß gelaufenen Meme-Aktien hinnehmend. Ähnlich wie im Jahr 2000 nach Platzen der Technologieblasen an der Nasdaq oder dem Neuen Markt in Deutschland wendeten sich nun viele ihre Wunden leckenden Kleinanleger von den Börsen ab.

Neben dem rückläufigen (Handels-)Interesse unter privaten Kleinanlegern, leiden Broker wie Charles Schwab ferner auch unter einem sich fortsetzenden Abzug von Kundeneinlagegeldern. Grund hierfür sind höchst wahrscheinlich die deutlich gestiegenen Zinsen an den amerikanischen Anleihemärkten, die Bondanlagen im Vergleich zu Aktien wieder weitaus attraktiver erscheinen lassen.

Aktienkursverlauf sagt einiges

Es reicht aus, einmal einen Blick auf den Aktienkursverlauf von Charles Schwab zu werfen, um sich gewahr darüber zu werden, wie weit das Papier inzwischen von seinen erreichten Hochs zu Beginn des Jahres 2022 entfernt ist.

Kurzfristig könnten die in der vergangenen Woche angekündigten Mitarbeiterentlassungen dabei helfen, den Aktienkurs von Charles Schwab – parallel zur laufenden Erholung an den Gesamtmärkten – ein wenig zu befeuern.

Hingewiesen sei einschränkend darauf, dass es letztmals zu einer Einstellungsorgie, auf die eine weitläufige Entlassung von Mitarbeitern bei Charles Schwab folgte, kam, als die dotcom-Blase im Jahr 2000 geplatzt war.

Ob sich die Dinge aus heutiger Sicht von den damaligen Beobachtungen unterscheiden, bleibt abzuwarten. Denn zumindest ein Teil der angekündigten Mitarbeiterentlassungen bei Charles Schwab lässt sich auch auf einen Abbau von Doppelstrukturen nach der erfolgten Übernahme des Konkurrenten TD Ameritrade zurückführen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Videoberichtauf der Seite youtube.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Anleger sollten die Entwicklungen in diesem Bereich trotzdem nicht aus den Augen verlieren. Denn in diesem Bereich spiegelt sich ein guter Teil der vorherrschenden Psychologie unter privaten Kleinanlegern, die seit Ausbruch der Corona-Krise einen gehörigen Teil der durch die Regierung übermittelten Stimulus Checks (Helikopter-Geld) an die Aktienmärkte haben fließen lassen.

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