Zum Wochenabschluss wird an die gestern getätigten Ausführungen angeschlossen. War es tatsächlich reiner Zufall, dass die Federal Reserve Bank nur kurz nach dem Zusammenbruch der Krypto-Börse FTX ihr digitales Dollar-Pilotprogramm auf den Weg gebracht hat?

Immerhin nehmen an diesem Pilotprogramm neben dem globalen Kommunikationsnetzwerk SWIFT auch die Banken BNY Mellon, HSBC, TD Bank, U.S. Bank, Wells Fargo, Citigroup, PNC Bank, Truist sowie der Kreditkartendienstleister Mastercard teil.

Die Rolle von BNY Mellon

Von Interesse ist, dass mit BNY Mellon auch ein als Systembank klassifiziertes Institut an dem Pilotprogramm teilnimmt, das amerikanische Staatsanleihen zur Deckung der populären Stablecoin USDC hält.

PNC Bank war einst einmal mit einem Anteil von knapp 23 Prozent an dem global größten Vermögensverwalter BlackRock beteiligt. Erwähnt sei an dieser Stelle, dass BlackRock trotz der durch Gerry Gensler forcierten Regulierungsverschärfung im privaten Krypto-Bereich erst kürzlich ein Genehmigungsverfahren zur Auflage eines Bitcoin-ETFs bei der Securities and Exchange Commission (SEC) eingereicht hat.

Die SEC sorgte in den letzten Wochen selbst für Schlagzeilen, nachdem den beiden Krypto-Börsen Binance und Coinbase der Vorwurf gemacht wurde, nicht registrierte Sicherheiten in Form von verschiedenen Tokens an ihre Kunden veräußert zu haben.

Hierunter befindet sich unter anderem die durch Binance emittierte Stablecoin BUSD. USDC hingegen, unter Bezugnahme auf die aktuelle Marktbewertung der nach Tether zweitgrößte Stablecoin der Welt, wurde hiervon durch die SEC ausgenommen.

Als interessant erwies sich am 21. Juni die Aussage von Jerome Powell in seiner Anhörung vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses, dass es sich im Fall von Stablecoins aus Sicht des Fed-Chefs nicht um bloße Sicherheiten, sondern um Geld handele.

Meint Jerome Powell es ernst – oder handelt es sich um Galgenhumor?

Zu Zahlungszwecken zum Einsatz kommende Stablecoins würden danach durch die Federal Reserve Bank als eine Form des Geldes wahrgenommen. Sich hieran anschließend, ließ der Fed-Chef noch eine Aussage folgen, die auf manche Beobachter vielleicht wie ein besserer Witz gewirkt haben mag.

Wie in allen fortschrittlichen Ökonomien, handele es sich im Fall von Zentralbanken um die ultimative Instanz der Glaubwürdigkeit in Geld per se wie auch die Stabilität desselben, wie Jerome Powell befand.

Der Fed-Chef ignorierte dabei einen Chart auf der Seite der Federal Reserve Bank of St. Louis, aus der klar ersichtlich ist, dass der intrinsische (innere) Wert des US-Dollars seit dem Jahr 1913 fast auf null gesunken ist.

Unter anderem anhand des Goldpreises, der von ehedem 35 US-Dollar auf heute knapp 2.000 US-Dollar pro Feinunze gestiegen ist, spiegelt sich diese Entwicklung wider. Oder um es auf eine andere Weise zum Ausdruck zu bringen, ist die Kaufkraft des US-Dollars über die letzten 110 Jahre massiv gesunken.

Nichtsdestotrotz streckt ein Krake abermals seine Tentakel aus. So machte Fed-Chef Jerome Powell darauf aufmerksam, dass die Regulierung von Stablecoins in der Zukunft der Federal Reserve Bank unterliegen sollte – eben weil Stablecoins durch seine Institution als eine Form des Geldes betrachtet werden.

„Es braucht keine direkte Emission eines digitalen Regierungsdollars“

Als noch interessanter erwies sich Jerome Powells Aussage, dass es aus seiner persönlichen Sicht keiner direkten Emission eines digitalen Regierungsdollars bedürfe. Diese Sichtweise deckt sich beispielsweise mit den Ansichten von Tom Luongo, der sich schon seit einiger Zeit davon überzeugt zeigt, dass die Fed im Hinblick auf CBDCs nicht an Board sei und vielmehr gegen die Pläne des Davoser WEFs kämpfe.

Um es in den Worten von Jerome Powell zum Ausdruck zu bringen, so tätigte der Fed-Chef vor dem Kongress die Aussage, dass sich seine Institution auf den privaten Bankensektor verlassen sollte, um diese Institutionen auch in der Zukunft durch das US-Finanzministerium emittierte Schuldpapiere ankaufen zu lassen.

Auf diese Weise würden Amerikas Banken ihre traditionelle Rolle im Bereich der Kredit- und Geldschöpfung auch zukünftig ausfüllen, um darüber hinaus auch für die Verwaltung von US-Dollars ihrer privaten Konteninhaber zuständig zu sein. Und jetzt kommt´s (Tom Luongo lässt grüßen). Ferner teilte der Fed-Chef wie folgt mit:

„Wir (Anm.: Der Offenmarktausschuss der Fed) würden durch private Individuen bei der Federal Reserve Bank unterhaltene Konten nicht unterstützen. Diese Konten würden durch das Bankensystem unseres Landes verwaltet werden.“

Hingewiesen sei darauf, dass die SEC bereits im Februar gegenüber Paxos, dem Emittenten von BUSD, anordnete, Binance die Fähigkeit zu nehmen, auf direkte Weise in der Erzeugung von US-Dollars tätig werden zu können.

Wie durch die Federal Reserve Bank, das US-Finanzministerium, das US-Justizministerium und die SEC festgelegt, soll es in der Zukunft nur handverlesenen Institutionen erlaubt sein, US-Dollars auf digitale Weise zu erzeugen. Binance gehört augenscheinlich nicht zu diesem Club.

Auch Offshore-Unternehmen, die in diesem Bereich aktiv sind, sollen in einem weit stärkeren Ausmaß an die Kette gelegt werden, als dies in der jüngeren Vergangenheit der Fall gewesen ist. Auch eine Verhängung von Sanktionen und Strafzahlungen seien, so Jerome Powell, im Fall einer Zuwiderhandlung denkbar.

Basel III

Was die Regularien nach Basel angeht, so zeigte sich Jerome Powell davon überzeugt, dass es sich hierbei um ein Regelwerk zu den internationalen Kapitalanforderungen im Bankensektor handelt, dem sich amerikanische Institutionen nicht nur unterordnen sollten, sondern welches auch zu einem Abschluss gebracht werden muss.

Es besteht kein Zweifel daran, dass amerikanische Geschäftsbanken zugange sind, digitale Vermögenswerte wie Bitcoin oder jene vom US-Dollar abgeleitete Derivate wie Stablecoins in ihre alltäglichen Geschäfte und Transaktionen zu integrieren.

Anhand dieser Tatsache biete sich eine außergewöhnliche Möglichkeit, die Regulierung in diesem Bereich wie auch im Sektor der spekulativen Rohstoffgeschäfte zugunsten des US-Dollars zu beeinflussen, wie Jerome Powell befand.

Denn Basel III verpflichtet alle kommerziellen Geschäftsbanken, die Bitcoin, andere digitale Vermögenswerte oder auch Gold halten wollen, dazu, diese Vermögenswerte bilanziell mit adäquaten US-Dollar-Beträgen zu unterlegen.

Allein aus diesem Grund werden internationale Anpassungen an Basel III zu einer Steigerung der Netto-Nachfrage nach US-Dollars im heimischen Bankensystem führen, so der Fed-Chef. Hieran ändere auch ein geldpolitisch bedingtes und hochgradiges Inflationsumfeld nichts.

Die oben zitierte Aussage von Jerome Powell habe ich nicht umsonst in Fettschrift markiert. Denn deutlich wird anhand dieser Aussage einmal mehr, dass Fed-Chef Jerome Powell die sich aus der Geldpolitik der Fed ableitenden Konsequenzen vollauf bewusst sind. Und weiter (nachfolgend wörtlich zitiert):

„Aus Perspektive von Banken und anderen registrierten Investmentvehikeln, die sich gegen inflationäre Effekte durch einen Kauf von alternativen Reservevermögenswerten wie Bitcoin abzusichern gedenken, würden Preisanstiege des Bitcoin auch die Pflicht eines Unterlegens dieser gehaltenen Positionen mit US-Dollars in den Bilanzen der Banken forcieren.“

Wer als kommerzielle Geschäftsbank oder anderes registriertes Investmentvehikel Bitcoins halten möchte, wird in der Zukunft nicht umhin kommen, als diese Positionen im Fall von Preisanstiegen im Basiswert mit einer wachsenden Anzahl an US-Dollars zu unterlegen.

Avanciert der Bitcoin-Dollar zum neuen Petrodollar?

Mittlerweile wird unter Experten und Kommentatoren offen ausgesprochen, was bislang nur hinter vorgehaltener Hand gemunkelt worden ist. Jerome Powell trifft wohl den Nagel auf den Kopf, wenn er vor dem Kongress ausführte, dass der Gedanke an einen sogenannten Bitcoin-Dollar Parallelen zu dem seit den 1970er Jahren bestehenden Petrodollar-System aufweist.

Nicht nur kommerzielle Geschäfts- und Regionalbanken, sondern auch die Emittenten von Stablecoins sollen also den aus Basel III resultierenden Verpflichtungen in der Zukunft unterzogen werden.

Die hiermit verbundene Hoffnung beginnt sich mittlerweile glasklar herauszukristallisieren: Die internationale wie auch heimische US-Dollar-Nachfrage soll mit allen Mitteln gestärkt werden.

Jerome Powell wies einschränkend noch darauf hin, dass es zum aktuellen Zeitpunkt noch keine spezifischen Regularien im Bereich der zugrundeliegenden Kapitalanforderungen gäbe. Hieran solle sich bis zum Ende des Sommers jedoch etwas verändern, da die Federal Reserve Bank zurzeit an neuen Regulierungsvorschlägen arbeite.

Erwähnt sei, dass neben BlackRock auch institutionelle Investoren wie Invesco, Bitwise oder auch WisdomTree bereits entsprechende Anträge zur Auflage von eigenen Bitcoin-ETFs bei der SEC eingereicht haben.

Bislang wurden solche Anträge durch die Behörde, wie unter anderem im Fall von Fidelity, stets abschlägig beschieden. Da bis dato nur ein einziger von BlackRocks insgesamt fast 600 Zulassungsanträgen in der Vergangenheit abgelehnt wurde, scheinen die Chancen auf eine zukünftige Genehmigung exponentiell zu steigen.

Die Federal Reserve Bank ist sich ihrerseits wiederum darüber bewusst, dass BlackRock einen Minderheitsanteil an dem Emittenten von USDC hält. Anhand dieses Aspektes könnte sich also ein Interessenkonflikt ableiten.

Aus diesem Grund heißt es wohl auch, dass der Bitcoin-Preis aufgrund von Stablecoins wie Tether und USDC und den demnächst auf dem Tisch liegenden Regulierungsvorschlägen beeinflusst werden könnte. Warum?

Ganz einfach schon deshalb, weil niemand anderes als die Bank of New York Mellon, die sich als Partner des digitalen Pilotprogramms der Federal Reserve erweist, als Treuhänder für den durch BlackRock geplanten Bitcoin-ETF fungieren soll.

Sollten die eingereichten Zulassungsanträge durch SEC genehmigt werden, so lässt sich durchaus damit rechnen, dass es zu einer stark wachsenden Bitcoin-Nachfrage kommen könnte – und somit auch zu einer deutlich erhöhten Nachfrage nach US-Dollars.

Andernorts wird wiederum einschränkend darauf hingewiesen, dass der Bitcoin einer ähnlichen Finanzialisierung ins Auge blicke wie seinerzeit Gold, Silber und andere wichtige Rohstoffe.

Mittels der neu ins Leben gerufenen Investmentvehikel würden institutionelle Investoren und Banken zukünftig dazu in die Lage versetzt, den Bitcoin-Preis, ähnlich wie den Goldpreis, als eine Art Spielball zu nutzen, um anhand von selbst mit ausgelösten Kursanstiegen wie auch gezielten Leerverkäufen sowohl nach oben wie auch nach unten finanziell zu partizipieren.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Videobericht auf der Seite YouTube.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Wo die Reise im Kryptowährungssektor unter aller Voraussicht hingehen würde, begann sich bereits vor einiger Zeit abzuzeichnen. Der letztjährige Zusammenbruch im Krypto-Sektor erweist sich aus Sicht der Federal Reserve und anderen Regulierungsbehörden jetzt nicht nur als einzigartige Chance, um die Daumenschrauben in diesem Bereich anzuziehen, sondern um diesen Bereich zukünftig gar unter die eigenen Fittiche zu bringen.

Inwieweit sich der Bitcoin-Markt hierdurch verändern wird, bleibt abzuwarten. Abzuwarten bleibt auch, inwieweit sich alternative Angebote wie EPIC Cash durchsetzen können, die nicht nur einen deutlich höheren Grad der Anonymität als Bitcoin bieten, sondern die sich auch technisch betrachtet von den bisherigen Platzhirschen im Kryptowährungssektor unterscheiden.

Es wird zurzeit nicht wenige Beobachter in diesem Bereich geben, die die aktuellen Entwicklungen aufmerksam verfolgen, um sich Gedanken über neue Ideen und Systeme zu machen, die wiederum der Federal Reserve Bank ein Schnippchen schlagen könnten.

Allen Lesern sei ein schönes Wochenende gewünscht!

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"