Gesternberichtete ich, dass es bis Ende der Woche zur Verkündung von zusätzlichen Zöllen auf die Einfuhr chinesischer Güter und Waren in die USA kommen dürfte. Lange hat eine solche Ankündigung nicht auf sich warten lassen, denn US-Präsident Donald Trump hat nach Vergeltungsmaßnahmen Pekings eine zusätzliche Verhängung von Strafzöllen gegen China in Höhe von weiteren $100 Milliarden ins Spiel gebracht.

Wie Trump am Donnerstag mitteilte, sei es mehr als an der Zeit, um China dabei zu stoppen, die Vereinigten Staaten permanent zu übervorteilen und wirtschaftlich auszunutzen. Nun ja, die gestern publizierten Handelsdaten passen ins Bild. Ein weiterer Monat, in dem sich das US-Handelsdefizit mit dem Rest der Welt ausgeweitet hat. Die Konsensschätzungen wurden in diesem Zuge weitläufig verfehlt.

Dass Trump im Angesicht dieser Daten verärgert sein würde, wird wohl niemanden wundern. Noch weniger wundern wir uns über die Tatsache, dass Trump der Pekinger Führung nun mit einer Einführung von zusätzlichen Strafzöllen in den USA in einem Volumen von $100 Milliarden droht, ganz so, als ob Peking kein Anrecht darauf besäße, mittels eigener Aktionen der Vergeltung gegen die Zollpolitik in den USA zurück zu schlagen.  

Gleichzeitig gab das Weiße Haus bekannt, Einfluss auf die globalen Allianzpartner der Vereinigten Staaten nehmen zu wollen, um ihrerseits Druck auf Chinas Handelspraktiken auszuüben. Einmal mehr berufen sich Trump und das Weiße Haus auf eine permanente Verletzung von Copyright-Rechten und geistigen Eigentums, denen sich US-Unternehmen im Angesicht des Knowhow-Transfers in China ausgesetzt sähen.

Trump legte im Rahmen einer Rede im Bundesstaat West Virginia nach, darauf hinweisend, dass „man den Leuten hinterher sein muss, die einen nicht in respektabler Weise behandeln. Wir werden zu China fantastische Langfristbeziehungen unterhalten, doch wir müssen nun durch diese Angelegenheit von A bis Z durch, um die Dinge in der Welt auszubalancieren“.

Der erst kürzlich in sein Amt berufene Top-Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow, hatte die vergangenen Tage damit verbracht, den Versuch zu unternehmen, die Akteure an den Finanzmärkten und an der Wall Street verbal zu beruhigen. Man solle, so Kudlow, doch bitte nicht andauernd den Begriff „Handelskrieg“ in den Mund nehmen.

Tja, warum eigentlich nicht? Warum müssen wir eine Cola-Dose eigentlich stets zu einem Aschenbecher umfunktionieren? Auch wenn ich die Cola-Dose Aschenbecher nenne, bleibt die Cola-Dose am Ende eine Cola-Dose.

Noch am Donnerstag – und somit nur kurz vor Trumps Ankündigung zur potenziellen Einführung von zusätzlichen Zöllen in den USA – hatte Kudlow mitgeteilt, dass sich die Washingtoner Regierung „in delikaten Verhandlungen“ befinde, die eine Verhängung von weiteren Importzöllen in den USA unnötig machen könnten.

Der Dow Jones Index reagierte auf derartige Aussagen mit einer Rallye, die bei äußerst dünnem Volumen größtenteils auf einem gewaltigen Short Squeeze gefußt haben dürfte. Warten wir ab, wie auf die neuesten Entwicklungen im heutigen Handel reagiert wird.

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