In den heutigen Ausführungen erfolgt ein Blick nach Russland. Inzwischen drehen sich die Überlegungen in den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union nicht mehr nur um eine Einfrierung von russischen Vermögenswerten samt der ehedem im Westen veranlagten Währungsreserven der russischen Zentralbank.

Vielmehr tendieren die Überlegungen dahin, diese Vermögenswerte und Währungsreserven zu konfiszieren, um den zivilen Wiederaufbau in der Ukraine unter Zuhilfenahme dieser finanziellen Mittel zukünftig mit zu finanzieren.

Während innerhalb der Europäischen Union um einen Beitritt der Ukraine zum Staatenblock gerungen wird, lässt sich noch nicht einmal absehen, in welcher geografischen Form das Land letztendlich beitreten könnte.

Offizielle Warnung vor Vergeltungsaktionen

Denn der Krieg in der Ukraine hält auch nach dem Jahreswechsel unverändert an. Wie der russische Staatspräsident Wladimir Putin in seiner Neujahrsansprache ankündigte, werden sich die militärischen Angriffe seines Landes auf die Ukraine im neuen Jahr intensivieren.

Seitens des Moskauer Kremls erfolgte in der Zwischenzeit die Warnung, dass die Russische Föderation auch im wirtschaftlichen Bereich Vergeltung üben wird, falls sich der Westen zu einer Konfiskation der russischen Währungsreserven in Höhe von rund 300 Milliarden Euro entschließen sollte.

Im Rahmen einer Pressekonferenz warnte Kreml-Sprecher Dmitry Peskow den Westen davor, über adäquate Mittel zu verfügen, um entsprechend zurückzuschlagen und gegebenenfalls Vergeltung zu üben.

Dmitry Peskow machte in diesem Zuge keinen Hehl aus der Ansicht seiner Regierung, die darin gipfelt, Entscheidungen der westlichen Nationen nicht mehr antizipieren zu können. Heißt übersetzt, dass alles möglich zu sein scheint.

Parallel hierzu kritisierte Dmitry Peskow eine im Westen zu beobachtende Tendenz, wonach internationale Gesetze nicht mehr beachtet würden. Bislang habe es sich bei den Debatten um eine potenzielle Konfiskation der im westlichen Ausland veranlagten Währungsreserven der Russischen Föderation nur um einen theoretischen Gedanken gehandelt.

In der Zwischenzeit sei eine solche Entscheidung laut Dmitry Peskow allerdings nicht mehr auszuschließen, um ergänzend zu erklären, dass die Moskauer Regierung auf eine solch mögliche Entwicklung vorbereitet und dafür entsprechend gewappnet sei.

Angesprochen auf die durch die Vereinigten Staaten und die Europäische Union gegen die Russische Föderation verhängten Sanktionen erklärte Dmitry Peskow, dass es sich hierbei auf Basis von aktuellen Erkenntnissen um einen Bumerang aus Sicht der westlichen Nationen handele.

Im Westen scheine sich zuvor kaum jemand darüber Gedanken gemacht zu haben, dass diese verhängten Sanktionen auch ins Leere laufen könnten, wie Dmitry Peskow anfügte. Nicht von ungefähr würden im Westen inzwischen Debatten geführt, welche diese Maßnahmen kritisch hinterfragten.

Kreml-Regierung verfügt über Liste

Dmitry Peskow machte ferner darauf aufmerksam, dass die Moskauer Regierung eine Liste ausgearbeitet habe, auf welcher sich alle in der Russischen Föderation durch amerikanische und europäische Entitäten gehaltene Vermögenswerte befinden.

Sollte es auf Ebene der G7-Staaten tatsächlich zu einem Konfiskationsbeschluss der im westlichen Ausland veranlagten Währungsreserven Russlands kommen, würden westliche Vermögenswerte (beispielsweise Fabriken und andere Produktionskapazitäten) und getätigte Investitionen im eigenen Land unter aller Voraussicht in den Fokus einer Verstaatlichung durch die Kreml-Regierung rücken.

Trotz dieser unmissverständlichen Warnung machte Dmitry Peskow darauf aufmerksam, dass all diese Debatten und Erwägungen aus momentaner Sicht nach wie vor theoretischer Natur seien.

Einmal mehr folgte die Mahnung, dass es sich im Hinblick auf einen Konfiskationsbeschluss von im westlichen Ausland eingefrorenen Währungsreserven Russlands durch die G7-Staaten um nichts anderes als einen „nackten Diebstahl“ handeln würde.

Ferner würden auf eine solche Weise international bestehende Gesetze mit Füßen getreten. Die Auswirkungen an den globalen Währungsmärkten, im internationalen Finanzsystem und in der Weltwirtschaft würden zudem unmittelbar spürbar werden.

Ein sich weltweit weiter intensivierendes Abrücken vom US-Dollar als Weltreservewährung wäre eine zusätzliche Folge. Zwar herrschten bereits zum jetzigen Zeitpunkt in weiten Teilen der Welt Bedenken darüber vor, ob die Vereinigten Staaten und die Europäische Union ihrer globalökonomischen Führungsrolle noch gerecht werden können.

Eine Weltreservewährung, die dieser Rolle nicht mehr gerecht wird

Doch mit einer Konfiskation der im westlichen Ausland eingefrorenen Währungsreserven der Russischen Föderation würden sich diese Bedenken noch einmal deutlich verschärfen. Diese Sichtweise braucht niemanden zu verwundern.

Denn andere Nationen rund um den Globus würden sich automatisch die Frage stellen, wann ihnen ein ähnliches Schicksal wie der Russischen Föderation drohen würde. Der US-Dollar ließe sich ab diesem Zeitpunkt aus nicht-westlicher Perspektive wahrscheinlich nur noch mit einer Kneifzange anfassen.

Seitdem der US-Dollar durch die Washingtoner Regierung in Form einer Waffe gegen staatliche Akteure, die sich nicht an die politischen Sichtweisen und Vorgaben der USA anzupassen, geschweige denn zu unterwerfen, bereit sind, zum Einsatz kommt, haben sich auch die an den Finanzmärkten Diskussionen über dieses Thema intensiviert.

Die immer zahlreicher werdenden Kritiker einer solchen Vorgehensweise warnen davor, dass eine Weltreservewährung neutral und im globalen Handel jedermann zu jedem erdenklichen Zeitpunkt zur Verfügung stehen müsse, um die Funktionsfähigkeit einer Weltreservewährung zu gewährleisten.

Mit Blick auf die amerikanische Währung lässt sich hiervon allerdings nicht mehr sprechen. Gerüchte und Spekulationen bezüglich einer bevorstehenden Konfiskation der im westlichen Ausland eingefrorenen Währungsreserven Russlands hatten sich in den vergangenen Wochen intensiviert.

Zusätzlich hieß es in manchen medialen Berichten, dass es im Zuge einer Zusammenkunft von verschiedenen Arbeitsgruppen der G7-Staaten am 24. Februar – und somit dem zweiten Jahrestag des Einmarschs von russischen Truppen in die Ukraine – auf Betreiben der USA zu Erwägungen kommen soll, auf welche Weise diese russischen Vermögenswerte eingezogen werden könnten.

Die Debatten über die Rechtmäßigkeit von solchen in Aussicht gestellten Konfiskationen halten indes an. Während mancherorts auf eine potenzielle Verletzung von internationalem Recht hingewiesen wird, heißt es andernorts wiederum, dass es sich hierbei um rechtmäßige Maßnahmen handeln würde.

Angeheizt wurden diese Debatten zusätzlich, nachdem die Kreml-Regierung zuletzt mehrfach auf die völkerrechtswidrige Invasion der Vereinigten Staaten im Irak im Jahr 2003 hinwies. Selbst der inzwischen verstorbene US-Außenminister Colin Powell hatte einst zugegeben, in Sachen der angeblich im Zweistromland lagernden Massenvernichtungswaffen vor der UNO gelogen zu haben.

Führende US-Politiker sind bis heute für ihre Taten – mit Ausnahme von Malaysia, wo Mitglieder des ehemaligen Bush-Regimes aufgrund ihrer begangenen Kriegsverbrechen in Abwesenheit verurteilt wurden – nicht zur Verantwortung gezogen worden.

China baut US-Staatsanleihen ab und kauft noch mehr Gold

Dass es zu einem Enteignungsbeschluss von russischen Währungsreserven auf Ebene der G7-Nationen kommen könnte, mag sich in den letztjährigen Goldkäufen der Volksrepublik China widergespiegelt haben. Das Reich der Mitte hatte in Form von amerikanischen Staatsanleihen gehaltene Positionen parallel hierzu deutlich abgebaut.

Seit dem in der letzten Dekade erreichten Hoch von mehr als 1,3 Billionen US-Dollar, die China traditionell in Form von amerikanischen Staatsanleihen hielt, haben sich diese Positionen mittlerweile um eine halbe Billion auf gerade noch rund 800 Milliarden US-Dollar reduziert.

Die potenzielle Entscheidung zu einer Konfiskation von im westlichen Auslang veranlagten Währungsreserven Russlands könnte beziehungsweise würde sehr wahrscheinlich zu einer sich verschärfenden Distanzierung des Landes von westlichen Vermögenswerten, darunter vor allem Regierungsbonds und westliche Währungen, führen.

Laut der russischen Zentralbank soll der Löwenanteil der seit dem Jahr 2022 eingefrorenen Währungsreserven Russlands auf den Euroraum konzentriert sein. Dahinter folgen die USA und Großbritannien.

Im Moskauer Kreml wird momentan wohl auch in Erwägung gezogen, die durch westliche Investoren auf russischen C-Konten veranlagte Gelder einzuziehen, falls es auf Ebene der G7-Staaten zu einem Konfiskationsbeschluss der russischen Währungsreserven kommen sollte.

Auf diesen spezifischen Konten befinden sich laut russischen Offiziellen hohe Geldbeträge, sodass eine Konfiskation der russischen Währungsreserven im westlichen Ausland auf diese Weise gekontert und bis zu einem gewissen Ausmaß ausgeglichen werden könnte.

Während die russische Zentralbank bislang keinen offiziellen Kommentar zu diesen Vorschlägen und Erwägungen abgegeben hat, wies der russische Finanzminister jüngst auf die herausragende Rolle von sogenannten C-Konten in seiner Heimat hin.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite foreignpolicy.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Allein anhand der vielen Beobachter lässt sich ermessen, welchen Stellenwert diese Debatten und Erwägungen in der Russischen Föderation zurzeit aufweisen. Die momentan in Moskau kursierenden Überlegungen sollten aus Perspektive von ausländischen Investoren keineswegs unterschätzt, geschweige denn ignoriert, werden!


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