Tipps, wie IT-Laien sich der Totalüberwachung durch Smartphone und Whatsapp entziehen können
Den Wortteil Smart wie in Smartphone, Smart City und Smart Meter kann man mit Überwachung gleichsetzen. Smartphones senden den ganzen Tag Daten über ihre Nutzer an die Anbieter von Apps und des Betriebssystems, einschließlich solcher, die ein vollständiges Bewegungsprofil erlauben. Whatsapp zwingt Nutzer, dem Mutterkonzern Meta – wohl rechtswidrig – Zugriff auf die Daten von Dritten zu geben, die in den Kontakten enthalten sind. Beides lässt sich vermeiden, auch für IT-Laien. Ein Beitrag von Dr. Norbert Häring.
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Der Artikel vermittelt IT-Laien ein falsches Bild auf vielen Ebenen. Ein Klapphandy konzentriert sich im Wesentlichen auf Telefonie und ist damit eine komplett andere Gerätekategorie. Im Kern bedeutet das eine Reduktion auf essentielle Funktionen, die je nach individueller Situation mehr oder weniger einschränkend sind. Ein Fahrrad ist schließlich auch keine Alternative zum Auto für eine Familie, die am Land wohnt und einen Großeinkauf bewältigen muss. Möchte man weiterhin Teil der sozialen Medien sein, verlagert sich die verbrachte Zeit eben auf den Computer. Alles andere wäre Abstinenz, die man mit dem Smartphone genauso praktizieren kann. Weiterhin vermittelt der Artikel den Eindruck, man würde mit alternativen Messenger-Diensten weniger überwacht. Genannt werden monolithische und zentralisierte Alternativen wie Telegram und Signal, die vermutlich noch immer die Angabe der eigenen Telefonnummer zur Registrierung erfordern. Dezentrale und offene Alternativen wie Jabber/XMPP oder Matrix werden nicht erwähnt. Genauso wenig wie iMessage, das auf allen Apple-Geräten verfügbar ist und sich auch ohne Telefonnummer nutzen lässt. Weiterhin zwingt der Digital Markets Act der EU große Messenger wie Whatsapp dazu, sich für alternative Systeme zu öffnen. In Zukunft muss man sich wohl nicht mehr unbedingt auf einen bestimmten Dienst festlegen, um kommunizieren zu können. WhatsApp hat vor einiger Zeit außerdem eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Nachrichten eingeführt, so dass wohl nur Metadaten - wer mit dem kommuniziert - und keine Inhalte analysiert werden können. In dem Zusammenhang von Seuche zu sprechen finde ich überzogen. Diese Metadaten fallen auch beim Klapphandy an. Das eigene Handy funktioniert meist auch im Ausland (Roaming), obwohl dort andere Firmen für die Technik zuständig sind. Vor diesem Hintergrund sollte deutlich werden, dass Informationen über Handy und Standort nicht nur beim eigenen Anbieter bleiben. Auch hier gibt es Firmen, die entsprechende Auswertungen vornehmen und Daten verkaufen. Problematischer in Sachen Datenschutz sind in der Regel die vielen am Smartphone installierten Apps, die oft aus Kostengründen vorgefertigte Bibliotheken von Firmen wie Facebook verwenden, um z.B. eine einfache Anmeldung für ihren Dienst bereitzustellen (Single-Sign-On). Dann fließen entsprechend Daten an Facebook, die auch mit Hilfe von individuellen und langlebigen Identifikationsnummern für Werbezwecke zu Profilen verarbeitet werden können. Was im Artikel fehlt ist der Hinweis sich in den AppStores den Punkt Datenschutz bei den Apps anzuschauen. Im Idealfall steht da "keine Daten erfasst". Andernfalls kann man selbst entscheiden ob man diese App installieren will oder eine Alternative sucht. Auch bieten aktuelle iOS/Android-Versionen Datenschutzeinstellungen, die bestimmten Apps z.B. den Zugriff auf den Standort verbieten. Man sollte sich folglich auch dort mal umsehen, welche Berechtigungen sich die eigenen Apps eingeräumt haben. Weiterhin kann es in dem Zusammenhang auch nicht schaden, die Werbe-ID (Advertising Identifier / IDFA) in den Einstellungen zurückzusetzen, etc. Zusammenfassend wird systembedingte Totalüberwachung suggeriert, obwohl dies entscheidend vom eigenen Verhalten abhängt und am Computer bei gleicher Verhaltensweise nicht anders wäre.
cashkurs
am 19.01.2024 um 16:57 Uhr
@ggcash: Ganz herzlichen Dank für Ihre Ausführungen und die interessanten Ergänzungen, die sicherlich für einige Leser hilfreich sind! Die etwas harsch anmutendende, aber wohl berechtigte Kritik ist angekommen und wird auch Herrn Häring erreichen, damit wir alle etwas dazu lernen! Beste Grüße aus der Redaktion und Ihnen sowie allen Lesern an dieser Stelle ein schönes Wochenende!
nicoschumann
am 19.01.2024 um 17:38 Uhr
.@ggash: Whatsapp hat nur "versprochen", vollständige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu haben. Nachvollziehen kann man es nicht, da Whatsapp Closed Source ist. Es scheinen schon viele Fälle vorgekommen zu sein, be denen private Nachrichten an Behörden u. co. durchgesickert sind. Es ist vermutlich so, dass da die User sich in einer trügerischen Sicherheit wähnnen. Signal z.B. hat dieses Problem nicht, da Open-Source und gemeinnützig. Ich kann nur sagen: Meidet Whatsapp. Und Facebook.
Wer sich über die Probleme genauer informieren möchte, dem rate ich, sich zu den im Artikel erwähnten Applikationen bei Wikipedia zu informieren.
ggcash
am 19.01.2024 um 18:47 Uhr
@cashkurs: Ich bitte um Entschuldigung wenn mein Kommentar als zu harsch empfunden wurde, das war überhaupt nicht meine Absicht. Ich begrüße den Artikel von Herrn Häring insoweit er Aufmerksamkeit für dieses Thema schafft und wollte nur rein sachlich meine Sichtweise beitragen.
@nicoschumann: Ich denke hier geht es in erster Linie darum, dass private Nachrichten nicht automatisiert für Werbezwecke ausgewertet werden. Gezielte Aktionen gegen einzelne Nutzer sind eine andere Hausnummer und vielleicht wurden die Nachrichten schon vorher in unverschlüsselter Form vom Gerät abgegriffen. Entsprechende Gerüchte gibt es auch bzgl. Signal. Sie haben natürlich Recht, dass man in closed-source Apps schlecht hineinschauen kann, aber man kann das Verhalten testen. Meine Aussagen basieren auf Tests der Fachzeitschrift c't von Ende 2016, die nahelegen, dass die Versprechungen gehalten werden:
Open Source ist nicht per se ein Qualitätsmerkmal. Zuerst müssten Sie den Quellcode analysieren und danach sicherstellen, dass die im App-Store verbreitete Version auch genau diesem Code enstpricht.
cashkurs
am 19.01.2024 um 19:15 Uhr
@ggcash: Vielen Dank für Ihren erneuten und zudem so freundlichen Kommentar! "Zu" harsch war ersterer sicher nicht und eine Entschuldigung nicht nötig, aber das "Schutzschild für Gastautoren" hat kurz aufgeblinkt. ;-) Dankeschön auch für die neuerlichen Ergänzungen, auch @nicoschumann. Das gemeinsame Zusammentragen von Informationen bringt uns alle voran! In diesem Sinne: Sehr herzlich, Ihre Cashkurs-Redaktion
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Kommentare
Wer sich über die Probleme genauer informieren möchte, dem rate ich, sich zu den im Artikel erwähnten Applikationen bei Wikipedia zu informieren.
@nicoschumann: Ich denke hier geht es in erster Linie darum, dass private Nachrichten nicht automatisiert für Werbezwecke ausgewertet werden. Gezielte Aktionen gegen einzelne Nutzer sind eine andere Hausnummer und vielleicht wurden die Nachrichten schon vorher in unverschlüsselter Form vom Gerät abgegriffen. Entsprechende Gerüchte gibt es auch bzgl. Signal. Sie haben natürlich Recht, dass man in closed-source Apps schlecht hineinschauen kann, aber man kann das Verhalten testen. Meine Aussagen basieren auf Tests der Fachzeitschrift c't von Ende 2016, die nahelegen, dass die Versprechungen gehalten werden:
https://www.heise.de/select/ct/2016/9/1461921496355024
Open Source ist nicht per se ein Qualitätsmerkmal. Zuerst müssten Sie den Quellcode analysieren und danach sicherstellen, dass die im App-Store verbreitete Version auch genau diesem Code enstpricht.