Die offizielle Grenze zwischen richtig und falsch, akzeptabel und verwerflich, gut und böse verläuft heute klar erkennbar durch die Fülle der Meinungen und Ansichten, trennt denkbare Entwicklungen in Politik und Wirtschaft von vermeintlich Alternativlosem und verläuft auch mitten durch unsere Gesellschaft. Die etablierten Medien liefern die "korrekten Deutungen" der Ereignisse im Rahmen ihres missverstandenen Informationsauftrags gleich mit und präsentieren sich dabei oft selbstgefällig in ihrer unverhohlenen Parteilichkeit - versuchen gar, dies noch als Qualitätsmerkmal darzustellen.

Sich von dieser Berichterstattung zu distanzieren bedeutet oft, diese Grenzen selbst neu zu ziehen; womit man sich, beinahe unvermeidlich, auf das problematische Spiel der Bewertungen einlässt. Doch meist ist es geboten, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht vorschnell zu urteilen.

Den Distanzierungsprozess überlebt in der informationellen Gegenbewegung aber noch ein weiteres problematisches Grundmotiv massenmedialer Berichterstattung, auch wenn sich die Gegenstände der Besorgnis wandeln und nun auf die Bedürfnisse der Allgemeinheit zugeschnitten sind: die Erwartung eines stetig näher rückenden Unheils. Was macht das auf Dauer mit uns? Können wir unter solchen Umständen ein glückliches und erfülltes Leben führen? Oder bleibt uns keine andere Wahl, als uns täglich mit dem drohenden Unheil zu beschäftigen und es zu fürchten, oder es zu ignorieren, um in einer trügerischen Zufriedenheit zu leben? Besteht die Gefahr, dass uns eines Tages die Angst überwältigt, wenn wir uns nicht entscheiden, wegzuschauen?

Die Philosophie, insbesondere der Stoizismus, bietet unter diesen Bedingungen aber eine Möglichkeit, einen entscheidenden Schritt zurückzutreten: einen Schritt in die emotionale Unbeteiligtheit, in der die Deutung der Ereignisse der sich vollziehenden Geschichte überlassen werden kann. Der Stoiker erstickt seinen wachen Verstand nicht im Nihilismus, er wendet sich nicht von den Schattenseiten der sich vollziehenden Wirklichkeit ab und bleibt ein aktiver Teilnehmer - jedoch ohne unter der Vorahnung von Unheil zu leiden, bevor es einen triftigen Grund dafür gibt und in voller Akzeptanz der Tatsache, dass es Dinge gibt, die er nicht beeinflussen kann.

Er bewahrt emotionale Unabhängigkeit von dem, was geschehen könnte, ohne seinen tatsächlichen Einfluss aufzugeben. Von Epiktet (*50 – ca. †138 n. Chr.), einem bedeutenden Vertreter der Stoa, stammt der Satz: „Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Meinungen und Urteile über die Dinge“. Diese Perspektive ermöglicht es, globale Themen zu behandeln, ohne dass sie den Einzelnen überwältigen.

Vor diesem Hintergrund empfehlen wir die einführende Lektüre des englischen Textes mit dem Titel (übersetzt) „Der Schlüssel des Stoikers zum Seelenfrieden: Seneca über das Gegenmittel zur Angst“, der zahlreiche Anregungen für das eigene Studium bietet.

Hier finden Sie den Artikel im englischen Original: https://www.themarginalian.org/2017/08/27/seneca-anxiety/

Eine hervorragende Übersetzung können Sie sich selbst mittels Deepl erstellen: https://www.deepl.com/translator

Wenn Sie diesen Link aufrufen, erscheint der Artikel im Browser in der ebenfalls brauchbaren Google-Übersetzung: https://www-themarginalian-org.translate.goog/2017/08/27/seneca-anxiety/?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp

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