Wie aus einem neuen Bericht der Analysefirma Digital Finance Analytics hervorgeht, hat einer von vier Privathaushalten bereits große Schwierigkeiten damit, die aufgenommenen Schulden für den Hauskauf zu bedienen. Dementsprechend groß ist der Druck, während der Finanzstress unter den Kreditnehmern unaufhaltsam wächst.

Einerseits werden in der Studie die beständig zunehmenden Kosten als Hauptgrund benannt. Andererseits leidet Australien wie kaum ein anderes der großen Industrieländer seit Jahren unter einer stagnierenden Einkommens- und Lohnentwicklung

Finanzstress nimmt zu

Laut aktueller Zahlen der seit nunmehr 25 Jahren angestellten Studie befinden sich knapp 770.000 australische Privathaushalte respektive 23,5% aller Hypothekennehmer in einem Zustand des Finanzsstresses. Übersetzt heißt das, dass die betroffenen Haushalte nach der Zahlung aller monatlichen Kosten über keine Reserven und Rücklagen mehr verfügen.

32.000 Haushalte befinden sich in einem Zustand des „maximalen Finanzstresses“, was bedeutet,  dass die Betroffenen ihre Hypothekenschulden aus ihren laufenden Einkommen nicht mehr komplett bedienen können. Laut der Studie müsse davon ausgegangen werden, dass im Laufe des nächsten Jahres mehr als 50.000 Haushalte zahlungsausfällig werden.

Die beiden Bundesstaaten New South Wales und Victoria sehen sich in höchstem Maße von dieser Entwicklung bedroht. Dort sind in den letzten Jahren nicht nur die Häuserpreise mit am stärksten gestiegen, sondern es wird auch davon ausgegangen, dass hier mehr als die Hälfte aller Zahlungsausfälle (272.000) der landesweit erwarteten Zahlungsausfallwelle in Höhe von 420.000 Bankrotten geleistet werden dürfte.

Laut Digital Finance Analytics handele es sich hierbei nur um einen sehr ernst zu nehmenden Indikator für schnell emporstrebende Risiken im System. Die unterliegende Entwicklung setzt sich aus einer ganzen Reihe von Faktoren zusammen. Zu den wichtigsten Faktoren gehört ein seit Jahren stagnierendes beziehungsweise auf realer Basis sinkendes Einkommenswachstum.

Lebenshaltungskosten steigen beständig

Auf der anderen Seite sind die Lebenshaltungskosten in Australien seit nunmehr mehreren Jahren beständig am Steigen, wodurch immer mehr Haushalte unter Finanzdruck geraten. Ein Faktor dürfte sich letztendlich jedoch als Schlüsselindikator für einen bevorstehenden Bust an den Immobilien- und Häusermärkten des Landes erweisen: die Zinsentwicklung!

Wie in einer Reihe von Berichten zu diesem Thema in der Vergangenheit ausgeführt, steht die Anzahl der so genannten Lügnerkredite und variablen Hypothekenzinsprodukte jener in den USA vor Platzen der dortigen Hypothekenblase in Relation in keiner Weise großartig nach.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die beständig zunehmenden Kosten zur Bedienung und Abzahlung der Hypothekenschulden heute bereits sehr stark auf Australiens Gesamtwirtschaft lastet, da viele Verbraucher auf den Kauf anderer Produkte mittlerweile – gezwungenermaßen – verzichten.   

Und so kommt die Studie zu dem anschließenden Ergebnis, dass Australiens Immobilien-, Häuser- und Hypothekenmärkte denselben systemischen Risiken entgegenzublicken drohen wie einst die Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 2007, falls die Häuserpreise in einen Abschwung übergehen sollten.

Sonderbar. Genau das sollte in Australien doch alles anders sein. In Kanada doch auch, wie uns „Experten“ in den vergangenen Jahren immer wieder zu überzeugen versuchten. Wie sich zeigt, waren deren Argumente ebenso fadenscheiniger Natur wie einst jene von Analysten in den USA. Denn in Kanada scheint die Häuserblase gerade am Platzen.

Viele Hypothekennehmer können einfach nicht mehr. Eine weitere Aufschuldung ist nicht mehr möglich, das Limit erreicht. Selbst Australiens Zentralbank Reserve Bank of Australia hatte zuletzt einen Finanzstabilitätsbericht publiziert, aus dem hervorgeht, dass mindestens ein Drittel aller australischen Hypothekennehmer über keinerlei Finanzreserven mehr verfügt.

Dies war übrigens das erste Mal, dass ein derartiges Eingeständnis seitens der Reserve Bank of Australia erfolgte. Analysten der Seite Finder.com teilten in der vergangenen Woche mit, dass 57% aller australischen Hypothekennehmer einen Anstieg von deren Hypothekenkosten in Höhe von nur $100 monatlich finanziell nicht mehr verkraften könnten.

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