Im August vergangenen Jahres wurde der Inflation Reduction Act in den Vereinigten Staaten verabschiedet, der Elemente des Green New Deal und des durch die Biden-Administration in Aussicht gestellten Programms Build Back Better zusammenführte.

Dass grün-alternativen Industriezweigen in diesem Zusammenhang zig Milliarden von US-Dollars an Steuerzahlergeldern in Form von Subventionen zufallen, wurde bereits das ein oder andere Mal zum Thema gemacht.

China reibt sich die Hände

Wahrscheinlich wissen oder wollen nur die Wenigsten, die die Verabschiedung des Inflation Reduction Act einst begrüßten, wissen, dass die Volksrepublik China zum größten Profiteur dieses staatlichen Ausgabeprogramms aufsteigen wird, weil dass Reich der Mitte die globale Photovoltaik-Industrie zunehmend dominiert.

Kritiker zeigen sich davon überzeugt, dass politische Pläne zur Transformation der globalen Energiesysteme letzten Endes zu einer größeren Belastung der Umwelt führen werden als in einschlägigen Marketing-Kampagnen in Aussicht gestellt.

Denn auch wenn medial hin und wieder darauf hingewiesen wird, dass die Volksrepublik China sich politisch offen für eine Hinwendung zu grün-alternativen Energieformen wie Wind und Sonne zeige, so wird das Land noch über Jahrzehnte verstärkt auf die Kohleverstromung setzen.

Zumal sich unzählige neue Kohlekraftwerke im Reich der Mitte momentan im Bau befinden. Was Investitionen samt Zuverlässigkeit der Datenlage im Bereich der Nettoemissionspolitik anbelangt, weisen nicht gewinnorientierte Forschungsorganisationen wie Environmental Progress darauf hin, dass die aus der Volksrepublik China eingehenden Daten zu inakkurat und intransparent seien, um daraus einen echten Wasserstand ableiten zu können.

Ähnlich sieht die Situation auch im Solar-Bereich und der Produktion von Siliziumwavern aus. Ferner gibt es weltweit nur eine Handvoll von Datenanbietern, die diese Entwicklungen so gut wie möglich aufbereiten und publik machen. Die meisten der Unternehmen in diesem Bereich arbeiten mit der Internationalen Energieagentur (IEA) zusammen.

Interessenkonflikte allerorten?

Allein schon aus diesem Grund können Interessenkonflikte bestehen, zumal die befragten Umfrageteilnehmer niemals öffentlich genannt werden. Überdies gibt die in der Schweiz ansässige Nichtregierungsorganisation Ecoinvent einige Rätsel auf.

Denn weltweit hängen Institutionen, darunter die IEA und IPCC, von einer Bereitstellung dieser Datenerhebungen ab, um auf dieser Basis eigene Berechnungen zu den Kohlenstoff-Emissionen anzustellen.

Erst im März dieses Jahres war es zur Vorstellung des sechsten Lageeinschätzungsberichts durch IPCC gekommen. IPCC beruft sich unter Bezugnahme auf zuvor extern und seitens einer einzigen Hauptquelle zur Verfügung gestellten Daten darauf, dass Photovoltaik einen Wert von 48 Gramm CO2 pro Kilowattstunde auf sich vereint.

Andere Forscher wie der Italiener Enrico Mariutti gelangen auf Basis von deren eigenen Berechnungen hingegen zu ganz anderen Ergebnissen. Danach befindet sich dieser Wert zwischen 170 und 250 Gramm CO2 pro Kilowattstunde.

Sind die Berechnungen und zugrundeliegenden Datenmodelle falsch?

Eine akkurate Berechnung hänge danach voll und ganz vom zugrundeliegenden Energiemix für die Photovoltaikproduktion ab. Sollten sich die Berechnungen von Enrico Mariutti als korrekt erweisen, würde sich die Photovoltaik im Vergleich mit Erdgas nicht sonderlich gut schlagen.

Emissionsvorgaben mit einbezogen, kommt Photovoltaik auf rund fünfzig Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Werden die Emissionsvorgaben in der Produktion nicht eingehalten, kommt Photovoltaik auf einen Wert, der zwischen 400 und fünfhundert Gramm pro Kilowattstunde angesiedelt ist.

Im Rahmen einer viermonatigen Untersuchung hat die Organisation Environmental Progress bestätigt, dass Ecoinvent über keine Daten zur Photovoltaik-Produktion in der Volksrepublik China verfügt.

Dabei heißt es seitens Ecoinvent, sich in den eigenen Emissionsberechnungen auf öffentliche und frei verfügbare Daten zu stützen. Wenn man sich nun vor Augen führt, dass die durch die IEA gesammelten Daten zur Kohlenstoffintensität vertraulich sind, so lassen sich auch deren zugrundeliegende Datenmodelle nicht überprüfen.

Ferner machen Regierungen rund um den Globus ihre zu treffenden Entscheidungen von diesen Datenmodellen abhängig. Kritiker weisen aus diesem Grund darauf hin, dass die Emissionsintensität in der Photovoltaik-Produktion stark unterschätzt, wenn nicht gar frisiert zu werden droht.

Einer der Hauptgründe hierfür ist, da die Solarproduktionsdaten aus der Volksrepublik China samt den vor Ort produzierenden Unternehmen nicht vorliegen. In einem jüngst publizierten Bericht ging die IEA davon aus, dass Firmen in der Volksrepublik China die Herstellung von Solarenergieprodukten auch weiterhin dominieren werden.

Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass chinesische Unternehmen einen Marktanteil in Höhe von mehr als 50 Prozent in Relation zu allen im Bau befindlichen Solarenergieprojekten auf der Welt im Jahr 2024 auf sich vereinen werden.

Dass die Volksrepublik China ebenfalls führend in der Herstellung von Solarpanelen ist, zeigt noch einmal deutlicher auf, wie abhängig der Rest der Welt vom Reich der Mitte in diesem Bereich tatsächlich ist.

 

Seitens der IEA heißt es hierzu, dass Chinas Produktionskapazitäten für Wafer, Solarzellen und Solarmodule im Gesamtjahr 2022 um vierzig bis 50 Prozent in die Höhe schossen. Im Silicon-Sektor verdoppelten sich die Kapazitäten sogar fast.

Die Analysefirma Bernreuter Research teilte im Jahr 2021 mit, dass die Volksrepublik China zum damaligen Zeitpunkt bereits mehr als achtzig Prozent allen auf der Welt produzierten und solarfähigen Polysilicons herstellte. Überdies produzieren Unternehmen in der Volksrepublik China rund 97 Prozent aller auf der Welt hergestellten Solarwafer.

USA, Europa und Japan spielen am globalen Solarmarkt nur noch eine untergeordnete Rolle

Auf welche Weise die Volksrepublik China über den Verlauf der letzten Jahre eine derart dominante Marktstellung in diesem Bereich erreichen konnte, bleibt weiterhin ein gut gehütetes Geheimnis. Diejenigen, die sich Tag ein Tag aus für ein schnelles Erreichen von Nullemissionen aussprechen, scheinen diese Tatsachen völlig unter den Tisch zu kehren.

Noch bis Mitte der 2000er Jahre wurde der Solarmarkt durch Unternehmen in den Vereinigten Staaten, Japan und der Bundesrepublik Deutschland beherrscht. Um deren damals erzielte Marktanteile zu verteidigen, entschieden sich die in diesen Nationen ansässigen Firmen, ihre eigene Produktion zu automatisieren, nachdem chinesische Firmen ihren eigenen Markteintritt bekanntgaben.

Innerhalb von weniger als nur einer Dekade haben chinesische Hersteller diesen Markt auf ihre ganz eigene Weise aufgemischt. Wie aus verfügbaren Daten hervorgeht, kletterte der Marktanteil unter chinesischen Unternehmen im Bereich der Photovoltaikproduktion von knapp fünfzehn Prozent im Jahr 2006 auf mehr als sechzig Prozent im Jahr 2013.

Experten sind sich darin einig, dass die Volksrepublik China über keine bahnbrechenden Neuerungen oder Innovationen im Technologiebereich oder im Herstellungsprozess verfügte, um einen solch rapiden Aufstieg zu erfahren.

Vielmehr stützte sich der rapide Aufholprozess auf dieselben Faktoren, mittels denen die Volksrepublik China ihre westlichen und globalen Konkurrenten bereits zuvor auszustechen wusste.

Namentlich handelt es sich um eine günstige Energiegewinnung durch die Verfeuerung von Kohle, eine Gewährung von Massensubventionen zugunsten von strategisch wichtigen Industriezweigen durch die Pekinger Regierung, weitläufig unregulierte Arbeitsbedingungen sowie die Verfügbarkeit von günstigen Arbeitskräften.

China verfeuert weiterhin günstig Kohle zur Energiegewinnung

Allein die dominante Stellung Chinas in der Photovoltaik-Produktion lässt darauf schließen, dass die Kohlenstoffemissionen in diesem Bereich deutlich höher sein müssen als offiziell ausgewiesen.

Nichtsdestotrotz wird seitens Environmental Progress darauf hingewiesen, dass momentan niemand auf der Welt dazu in der Lage sei herauszufinden, um wie viel höher die hieraus resultierenden Emissionen tatsächlich liegen.

Den Datenmodellen der IEA liegen Schätzungen zugrunde, die den Eindruck erwecken, als ob der Großteil der Photovoltaik-Produktion noch immer hauptsächlich im Westen und in Japan vonstatten gehen würde.

Es war der bereits zuvor erwähnte Forscher Enrico Mariutti, der die Welt als erster seiner Zunft auf diese Diskrepanzen aufmerksam gemacht hat. Dabei erweist sich der Italiener seit jeher als einer der größten Befürworter im Hinblick auf eine wachsende Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern.

Anders als Greta Thunberg hat Enrico Mariutti seine Schulzeit hinter sich, um sich darüber gewahr zu sein, wie man auf eigene Weise Datensätze durchforstet. Enrico Mariutti hält zwei Diplome in Geopolitik und globaler Sicherheit, was zwar nichts mit dem von ihm bearbeiteten Themen zu tun hat, jedoch nützliche Grundlagen bietet, um einen Unterschied zwischen guten und schlechten Daten machen zu können.

Und so machte der Italiener die Welt bereits vor zwei Jahren darauf aufmerksam, dass in Bezug auf die zugrundeliegenden Schätzungen und Annahmen haarsträubende Diskrepanzen zutage treten.

Was Enrico Mariutti dabei besonders umtrieb war die Tatsache, dass aus den verfügbaren Daten hervorging, wie hoch der Rohstoff-Input in der Produktion von Photovoltaik-Systemen ausfällt.

Hierbei handelt es sich namentlich um Silikon, Kupfer, Aluminium, Stahl, Glas und Silber. Die bei der Förderung dieser Rohstoffe anfallenden Emissionen wurden in den existierenden Datenmodellen zur Photovoltaik-Produktion hingegen viel zu gering ausgewiesen.

Zweitens resultieren erhebliche Diskrepanzen anhand der Tatsache, dass ein Großteil der in Europa verbauten und genutzten Solarmodule durch Unternehmen in der Volksrepublik China gefertigt wurden, was deren Emissionswerte nicht bei rund fünfzig Gramm Kohlenstoff pro Kilowattstunde ansiedele, sondern bei zwischen 170 und 250 Gramm.

Enrico Mariutti kritisiert, dass die Interregierungskommission zu Fragen des Klimawandels diesen Wert gar bei nur zwanzig bis 40 Gramm CO2 pro Kilowattstunde ansiedelt. Hiervon könne keinerlei Rede sein.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Substack-Bericht von Leo Booth und C.P. Colum.
 


Dieser Bericht wird in einem zweiten Teil - inklusive einer abschließenden persönlichen Einschätzung - fortgesetzt.

 

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